Expertise (Volltext)

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Das Spannungsverhältnis zwischen offiziellem Auftrag und künstlerischer Eigenständigkeit in der DDR am Beispiel der bildenden Kunst. In:Materialien der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit“ (13. Wahlperiode des Deutschen Bundestages), acht Bände in 14 Teilbänden, hrsg. vom Deutschen Bundestag. Baden-Baden: Nomos 1999, Bd.IV/2, S. 1815-1845.

 

Karin Thomas

Das Spannungsverhältnis zwischen offiziellem Auftrag und künstlerischer Eigenständigkeit in der DDR am Beispiel der bildenden Kunst [Expertise]

A. Die Problematik nachgelassener Auftragskunst der DDR

 

I. Das Beeskower Dokumentationszentrum

1. Die Frage nach dem Wert der Beeskower Sammlung

2. Die Auftragskunst dokumentiert die Kunstpolitik der DDR

 

II. Die Kunstpolitik der SED-Diktatur

1. Strategien der frühen Kunstpolitik

2. Das kunstpolitische Ziel der ersten Ausstellungen

3. Der Formalismusstreit und seine Auswirkungen

4. Der Kampf gegen private Kunstgalerien und der Exodus nicht anpassungswilliger Künstler

 

III. Die Mahnmal-Politik der SED für die Gedenkstätten der Nazi-Opfer

1. Die parteipolitische Indienstnahme der Denkmalkunst

2. Pathosgebärden der Denkmalkunst im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen

 

B. „Sozialistisch arbeiten, lernen und leben“

 

I. Propaganda für eine Kunst des sozialistischen Alltags

1. Das Programm des „Bitterfelder Weges“

2. Modernisierung des Realismus-Konzeptes

3. Die Politik des Verbandes Bildender Künstler im Dienst der SED-Förderungs- und Ausgrenzungsmaßnahmen

4. Der Stellenwert des Arbeiterbildes

 

II. Das Historienbild der DDR – Instrument der Staatsphilosophie

1. Werner Tübkes Weg zum Staatskünstler

2. Ziel des Historienbildes: Schaffung einer sozialistischen Nationalkultur

 

III. Nonkonformisten im Abseits

1. Der Fall A. R. Penck

2. Die Außenseiter Carlfriedrich Claus und Gerhard Altenbourg

3. Das „Enfant terrible“ Hartwig Ebersbach

 

C. Schwindender Konsens zwischen der Staatsmacht und den Künstlern in den achtziger Jahren

 

I. Der Einfluß des Staatlichen Kunsthandels auf die Produktion und Wirkung der DDR-Kunst

1. Die ersten Präsentationen von DDR-Kunst im Westen

2. Emanzipationsversuche gegenüber der staatlichen Bevormundung – Konfliktbilder

 

II. Wachsende künstlerische Freizügigkeit in der Auftragskunst

1. Verschiedene Modelle der Auftragsvergabe

2. Abwandlung von Kunstaufträgen des Staates zum eigenen Auftrag

3. Ausstieg der jungen Künstler aus der Staatspolitik

 

D. Schlußfolgerungen

 

 

A. Die Problematik nachgelassener Auftragskunst der DDR

I. Das Beeskower Dokumentationszentrum

Seit 1992 ist in einer der ältesten Burgen des Landes Brandenburg, auf Schloß Beeskow,das Dokumentationszentrum „Kunst der DDR“ eingerichtet worden, das inzwischen rund 20.000 Werke vorwiegend bildender Kunst aus dem Nachlaß der DDR beherbergt. Die Sammlung entstand auf Initiative von Herbert Schirmer, letzter DDR-Kulturminister der Regierung de Maizière, der zuvor bis zum November 1989 als unangepaßter Kustos in Cottbus am Aufbau einer zeitgenössischen Sammlung höchst qualitätvoller Kunst aus der DDR mitgewirkt hatte (heute Brandenburgische Kunstsammlung Cottbus). Nach der Wiedervereinigung übernahm Schirmer die Leitung von Schloß Beeskow und bot die Räume seines Hauses als Aufbewahrungsort für alle Kunstwerke an, die durch den Zusammenbruch des DDR-Staates und dessen Institutionen sozusagen herrenlos geworden waren. 1994 faßten die Länder Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern den Beschluß, das bis dahin unter der Verwaltung der Treuhand stehende Sondervermögen an Kunst, das sich als Auftragskunstbestand bei den politischenMassenorganisationen, vor allem dem FDGB, sowie bei den staatlichen Betrieben und LPG angesammelt hatte, auf Schloß Beeskow zentral zu bewahren und auszuwerten. Nach einer qualitativen Sichtung der Bestände durch Museumsleute, die künstlerisch wertvolle Arbeiten aussonderten, gelangte der überwiegende Rest nach Beeskow. Übrig geblieben war eine Ansammlung von biederen Arbeiterszenerien, Werktätigen- und Funktionärs-porträts, sozialistischen Sittenbildern sowie belanglosen Landschaften und Stilleben, deren museale Bewahrung vor allem unter westdeutschen Kunstwissenschaftlern zunächst Zweifel am Sinn einer solchen Ausrichtung provozierte.[1] Doch inzwischen haben erste Ausstellungen von Teilen der Beeskower Sammlung unter dem Titel „Querformat“ 1 und 2 eine lebhafte kritische Diskussion über den Stellenwert der Auftragskunst aus der DDR in Gang gebracht.

1. Die Frage nach dem Wert der Beeskow-Sammlung

Ausgelöst wurde diese Diskussion durch die ungewöhnliche Resonanz, die die Beeskower Ausstellungen in der Öffentlichkeit der neuen Bundesländer fanden. Aus den vielen Eintragungen im Besucherbuch von Beeskow ist eine nostalgische Gleichsetzung der Bildthemen mit dem eigenen Leben zu entnehmen. Obwohl die Bilder „die Unwirklichkeit von Idealprojektionen repräsentieren“ und als reaktionäre Genremalerei den Schein der Illusionen als Wirklichkeit vortäuschen, war diese Kunst mit ihrer schönfärberischen volksnahen Verständlichkeit die „eigentliche Publikumskunst“, an deren Entstehung die sozialistische Gesellschaft Anteil nahm.[2] Folgerichtig gelangte daher das 1. Symposium des Beeskower Dokumentationszentrums, das vom 13. bis 15. November 1996 stattfand, zu der Erkenntnis, daß unabhängig vom ästhetischen Wert Fragestellungen nach der Wirkung und der dokumentarischen Bedeutung der nachgelassenen Auftragskunst zu diskutieren sind. Die Eintragungen im Beeskower Besucherbuch bekunden die Tatsache, daß die große Masse der Öffentlichkeit in der DDR in ihren Anschauungen von dem, was wirkliche Kunst ist, Vorstellungen entwickelt hatte, die nicht nach einer kritischen Durchleuchtung der Wirklichkeit verlangten, sondern ein Bedürfnis nach Glättung der Realitäten, utopischen Verheißungen und betulicher Feierabendidylle implizierten. Die in Beeskow versammelte sozialistische Erbauungskunstware bietet gerade mit ihrem biedermeierlichen Blendwerkcharakter und in ihrer Abstinenz von existentiellen Problemen das Anschauungsmaterial für die propagandistischen Parteistrategien kleinbürgerlicher Geschmacksbildung und parteiprogrammatischer Allegorisierung. Dennoch fordert die von den Museen verschmähte Sammlung sozialistischer Belanglosigkeiten in Beeskow eine differenzierende Sicht auf die Geschichte und das Erscheinungsbild von Auftragskunst in der DDR heraus.

2. Die Auftragskunst dokumentiert die Kunstpolitik der DDR

Eine Analyse der vierzigjährigen Auftragskunstpolitik in der DDR bestätigt keineswegs das kollektive Bild einer heilen Welt unter den Vorzeichen des Sozialismus, das die Beeskower Sammlung vermittelt. In einem Staat, der nach seiner Gründung alle freien Institutionen der Kunstvermittlung durch staatliche Organisationen ersetzt hatte, boten Aufträge die ökonomische Basis künstlerischer Existenz. Bei der Bewertung von Auftragskunst ist daher eine genaue Untersuchung notwendig, in welches Abhängigkeitsverhältnis der Künstler sich zu seinem Auftraggeber unter welchen Bedingungen begab. Die erste Veranstaltung, die ein derart differenzierendes Bild der Auftragskunst in der DDR anhand von Fallbeispielen nachzuzeichnen versuchte, war die 1995 vom Deutschen Historischen Museum in Berlin organisierte Ausstellung „Auftragskunst der DDR 1949-1990“, die für jedes Jahr zwischen 1949 und 1990 die politischen Rahmenbedingungen und das monographische Programm eines spezifischen Auftragswerkes untersuchte und bewußt sehr unterschiedliche Arbeiten auswählte, um die „Spannbreite der Möglichkeiten für Auftragskunst zu zeigen.“[3]

Während noch lange Zeit nach der Wende von der west-deutschen Kunstrezeption die Ausführung von Auftragskunst als Ausweis für die Beurteilung eines Künstlers als Staatsverweser des Sozialistischen Realismus ausgelegt wurde, kristallisierte die Ausstellung ein differenziertes Bild heraus, das eine pauschale Eingruppierung der in der DDR lebenden Künstler unter die Alternativrubriken Staatskünstler oder autonome Künstler erheblich relativiert. Aus den unterschiedlichen Fallbeispielen und der im Katalog untersuchten Geschichte der Auftragspolitik wird deutlich, daß sich in der Auftragskunst die wechselvollen Entwicklungen und Wendungen der DDR-Kulturpolitik widerspiegeln, daß neben harmlosem Genrekitsch und platter politischer Propaganda Auftragswerke entstanden sind, bei deren Ausführung die Künstler heftige Konflikte mit ihrem Auftraggeber austrugen bzw. eigene formale  Vorstellungen und inhaltliche Interpretationen durchgesetzt haben, und daß sich nicht zuletzt auch die Kunstkennerschaft einzelner Funktionäre der Kulturpolitik durch die Begegnung mit westlicher Avantgarde im Laufe der Zeit wesentlich verbesserte. Zugleich sollte man generelle Erkenntnisse, die aus der jahrhundertelangen Kunstgeschichte herauszufiltern sind, nicht außer acht lassen. Diese Kunstgeschichte hat uns gelehrt, daß Auftragskunst von machtvollen Auftraggeberndas Entstehen bedeutender Werke nicht ausschließt und daß Künstler es zu jeder Zeit verstanden haben, den Fremdauftrag zum eigenen Auftrag abzuwandeln. Überliefert werden uns in den Schauräumen der Museen nur die großen Leistungen. Doch die moderne Kunstgeschichts-forschung, die sich an Vorbildern wie Erwin Panofsky oder Aby Warburg orientiert, braucht für die Gewinnung  mentalitäts-geschichtlicher Erkenntnisse sowohl die Meisterwerke der Museen als auch die in den Depots vergessenen Bestände kunsthandwerklicher Mittelmäßigkeit, um aus der ergleichenden Optik Aufschlüsse über die sozialpolitischen und weltanschaulich-intellektuellen Verhältnisse zu erlangen, unter denen die Kunst einer Epoche entstanden ist. Wenn man die vierzigjährige Geschichte der Auftragskunst in der DDR verfolgt, so findet man in allen Phasen unter den mit Aufträgen bedachten Künstlern überzeugte Befürworter der Parteiideologie wie solche – wenn auch in wesentlich geringerer Zahl –, die den Auftrag ohne Rücksicht auf die jeweils aktuellen kulturpolitischen Richtlinien zu ihrem eigenen Auftrag machten und die Gefahr in Kauf nahmen, daß ihre Ergebnisse kritisiert, von der öffentlichen Ausstellung ausgeschlossen oder vernichtet wurden.

Das, was in Beeskow als ausgesonderter Restbestand mangelhafter Qualität zu sehen ist, darf deshalb, wie die Ausstellung des Deutschen Historischen Museums bekundet hat, nicht mit der gesamten Auftragskunst der DDR gleichgesetzt werden. Ihre Archivierung als Dokumentation ist dennoch von Wichtigkeit, denn ihre Akzeptanz unter der breiten Masse der DDR-Bevölkerung gibt Aufschluß über die Wirksamkeit einer zentralistisch gesteuerten Kunsterziehungs-politik, in die der SED-Staat von Anfang an erhebliche Mittel investierte.

 

II. Die Kunstpolitik der SED-Diktatur

1. Strategien der frühen Kunstpolitik

Nach der Einrichtung der SBZ kamen seit 1946 die parteipolitischen Anweisungen von der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung, die sich in allen ihren Entscheidungen unmittelbar gegenüber der Sowjetischen Militäradministration verantworten mußte. Als vorrangige Aufgabe hatte sie zunächst für alle Bereiche der Kultur die Organisation des Verwaltungsapparates durch Stellenbesetzung mit Parteimitgliedern zu leisten und Richtlinien für die Arbeit der parteigesteuerten Kulturabteilungen in den Landes-verwaltungen zu erarbeiten. Dabei war das Hauptaugenmerk zunächst auf Bildungs- und Erziehungsfragen gerichtet. Die frühe Kunstpolitik in der SBZ gab sich in der Zeit zwischen 1946 und 1948 einen erstaunlich liberalen Anschein. Aufschlüsse über Strategie und Zielsetzung dieser Politik geben die von Gerhard Strauss, seinerzeit Hauptreferent für Kunst, Museen und Denkmalpflege, am 11. November 1946 zusammen-gefaßten „Richtlinien der Kunstpolitik.“ Neben der kultur-politischen Schulung der SED-Künstler versuchte man zunächst, möglichst viele Künstler, vor allem auch diejenigen, die in der Nazizeit emigriert oder mit Berufsverbot belegt worden waren, durch Versorgung mit Lebensmittelpaketen, Beschaffung von Wohn- und Atelierräumen, Bereitstellung von Material und Teilnahme an Ausstellungen für sich zu gewinnen. Erst in einem zweiten Schritt sollte das eigentliche Parteiziel verwirklicht werden, die bildende Kunst zu einem gewichtigen Faktor der öffentlichen Meinungsbildung zu machen.[4]

2. Das kunstpolitische Ziel der ersten Ausstellungen

Im Mai und Juni 1946 fand im Berliner Zeughaus die „1. Deutsche Kunstausstellung der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung in der Sowjetischen Besatzungszone“ statt, und im August des gleichen Jahres folgte die „Allgemeine Deutsche Kunstausstellung“ in der Dresdner Stadthalle. Künstler in allen Zonen hatte man zur Teilnahme aufgerufen; der renommierte Kunsthistoriker und Kenner der Vorkriegs-moderne Will Grohmann war in die französische und amerikanische Zone ausgesandt worden, um namhaften Künstlern die Teilnahme persönlich anzuempfehlen (Künstler aus der englischen Besatzungszone durften laut Anweisung der Militärverwaltung nicht teilnehmen). Gleichzeitig versicherte Major Alexander Dymschitz für die SMAD, daß es „mit dem denkfaulen Nazinaturalismus ein für allemal aus“ sei[5], nachdem deutsche KPD-Funktionäre wie Wilhelm Pieck und Anton Ackermann bereits auf ihrer „Ersten Zentralen Kulturtagung“ vom 3. bis 5. Februar 1946 betont hatten, daß „die Freiheit für den Künstler, die Gestaltung der Form zu wählen, die er selbst für die einzig künstlerische hält, unangetastet bleiben“ würde.[6] Die konzentriert geführte Werbekampagne war so erfolgreich, daß die Dresdner Ausstellung mit 600 Exponaten die wichtigste Gesamtschau deutscher Kunst der ersten Nachkriegsphase wurde. Neben Werken des in Chemnitz lebenden Karl Schmidt-Rottluff sah man u. a. Bilder von Ernst Ludwig Kirchner, Otto Mueller, Erich Heckel, Oskar Kokoschka, Max Pechstein, Otto Dix, George Grosz, Max Beckmann, Lyonel Feininger, Paul Klee, Oskar Schlemmer, Willi Baumeister, Werner Gilles, Ernst Wilhelm Nay. Die Künstler selbst, ihre Sammler oder Galeristen hatten sie Will Grohmann anvertraut, weil sie von seinem Konzept, die verfemte Kunst erstmalig auf deutschem Boden wieder zu versammeln, überzeugt waren.

Doch bereits in der parteigesteuerten Nachlese der Ausstellung meldeten sich Pressestimmen, die eine negative Publikums-reaktion auf die expressionistischen Werke erwähnten und deren mangelnde Volkstümlichkeit kritisierten. Den am Ende der Ausstellung im Oktober 1946 einberufenen Künstlerkongreß machte die Partei zum öffentlichen Forum, um durch Berufung auf Volkes Stimme angesichts der Dresdner Ausstellung zur Gestaltung einer „Volkskunst“ aufzufordern, die „mit aller Kraft um Klarheit und Verständlichkeit“ ringt.[7]Der KPD als Mitglieder verbundene Künstler wie Fritz Duda oder Horst Strempel, die sich zur Gruppe der „Künstler in der SED“ zusammen-geschlossen hatten[8], forderten bereits Ende 1946 eine radikal andere, an der ASSOBewegung orientierte revolutionäre Kunst, standen aber mit ihren Vorstellungen in Opposition zu den Strategien von Gerhard Strauss, der im März 1947 vorschlug, „die SED-Künstler-Gruppe einstweilen in den Hintergrund treten zu lassen.“[9] Seine Politik gewährte den in der SBZ lebenden Künstlern bis 1948 eine relative Freizügigkeit in Stil- und Themenwahl, kanalisierte aber durch eine sozialistisch ausgerichtete Thematisierung der genehmigten Ausstellungen die Kunstproduktion, da Ausstellungen in den ersten Nachkriegsjahren die wichtigsten Einrichtungen einer öffentlichen Werkpräsentation darstellten.

3. Der Formalismusstreit und seine Auswirkungen

1948 brach in Deutschland mit der Berlin-Krise der Kalte Krieg aus, und die Einführung der Planwirtschaft wurde auch auf die Tätigkeit der bildenden Künstler ausgedehnt. Max Grabowski, in der Weimarer Republik Maler und Farbenhändler, als KPD-Mitglied in den letzten Kriegsjahren untergetaucht und seit April 1946 Leiter des Referats für bildende Kunst in der Abteilung Kultur und Erziehung des SED-Parteivorstands, verfaßte am 30. April 1948 ein Programmpapier, das die „Verlegung der Tätigkeit in die Betriebe durch Schaffung von Künstler-Arbeitsgruppen als feste Angestellte (auf bestimmte Zeit) in Betrieben, Wirtschafts- und Verwaltungseinheiten“[10] vorsah. Zugleich schuf er die Grundlage für eine parteikontrollierte Auftragskunst, indem er die „Deutsche Wirtschaftskommission“ (DWK), die mit der zentralen Verwaltung der SBZ beauftragt war und aus der 1949 die DDR-Regierung gebildet werden sollte, zur Vergabe von Aufträgen an einzelne Künstler und Künstlerkollektive aufforderte. Am 24. November 1948 veröffentlichte die „Tägliche Rundschau“, das Sprachorgan der SMAD, den berüchtigten Artikel von Major Alexander Dymschitz „Über die formalistische Richtung in der deutschen Malerei“, mit dem die Künstler in der SBZ auf den Sozialistischen Realismus sowjetischer Machart eingeschworen werden sollten.[11] Die meisten Künstler verhielten sich jedoch distanziert bis ablehnend gegenüber dieser Forderung.

Erst seit Beginn der fünfziger Jahren konnte in der DDR der Kampf gegen  westliche Dekadenz und Formalismus offen zutage treten. 1949 schlug die SED zunächst noch indirekte Wege über die Auftragsvergabe, über die Neukonstituierung des Verbandes bildender Künstler und des Kulturbundes und über die Apostrophierung einer antifaschistischen Kunst zur Erhaltung des Friedens in der Welt ein, um sich unter den Künstlern sowohl einen institutionalisierten als auch moralisch legitimierten Einfluß zu sichern. Am 2. September 1949 wurde durch die DWK als Instrument zur Auftragsgenehmigung an bildende Künstler die Gründung des Kulturfonds verfügt[12], dessen Kuratorium je zu einem Drittel vom wenig später gegründeten Volksbildungsministerium, vom Kulturbund und vom FDGB personell besetzt war und durch den eingeführten „Kulturgroschen“ finanziert wurde. Da dem Kulturfonds Ankäufe und Auftragserteilungen oblagen, konnte durch seine Tätigkeit die Ausgrenzung von Künstlern, gegen die der Vorwurf formalistischer Tendenzen erhoben wurde, voll wirksam werden.[13]

4. Der Kampf gegen private Kunstgalerien und der Exodus nicht anpassungswilliger Künstler

Dennoch gab es vereinzelt private Galerien, die, wie die Wirkungsgeschichte der Hallenser Galerie Henning belegt, einen individuellen Kunsthandel trotz vieler Anfeindungen durch Parteiinstitutionen betrieben. Eduard Henningbrachte es zwischen 1947 bis zur Aufgabe seiner Galerie 1962 sogar fertig, durch persönliche Freundschaftskontakte zahlreiche Grafikausstellungen mit Kunst der westlichen Avantgarde zu organisieren sowie die Werke der heimischen Künstler zu zeigen, die bei den Bezirksausstellungen der DDR ausjuriert

worden waren.[14] So widmete er im September 1956 eine Ausstellung den Ölbildern des dem Informel verbundenen Hallenser Malers Herbert Kitzel, der jedoch nach den Presseangriffen auf sein Werk 1958 die DDR verließ. Die Arbeit der Galerie Henning wurde von den in Halle ansässigen Künstlern und von den wichtigsten Lehrern der hallensischen Kunstschule Burg Giebichenstein erheblich unterstützt und als Informationsinstitution über die Kunstszene jenseits der Grenze genutzt, weshalb die Bezirksausstellung des Verbandes Bildender Künstler in Halle im Winter 1957/58 für heftige kulturpolitische Vorwürfe sorgte. Die Kontrollinstanzen bemängelten für Halle einen Hang zur Dekadenz und zu einer nicht sozialistisch-realistischen Kunst gemäß den Vorstellungen der Partei. Im „Monatsheft für Halle und Saalkreis – Kulturspiegel“ wurde die Frage gestellt: „Quo vadis, Galerie Henning? Verfolgen Sie die künstlerischen Wege zur antihumanistischen Dekadenz oder wollen Sie Wegbereiter des sozialistischen Realismus sein? Auf keinen Fall benötigen wir … eine Propaganda des menschenfeindlichen konfusen und schädlichen spätbürgerlichen Kunstzerfalls.“[15] In den fünfziger Jahren verließen zahlreiche junge Künstler die DDR, weil sie infolge der Formalismus-Kampagne keine Möglichkeit einer angemessenen Selbstverwirklichung sahen. Viele von ihnen, wie Gerhard Richter, Sigmar Polke, Georg Baselitz, Günther Uecker und Raimund Girke, gehören heute zu jenen Künstlerpersönlichkeiten, die der westdeutschen Kunst in den sechziger und siebziger Jahren internationale Hochschätzung brachten. Dieser Exodus bedeutete den ersten großen Aderlaß für die Kunstszene der DDR.

 

III. Die Mahnmal-Politik der SED für die Gedenkstätten der Nazi-Opfer

Unter den linksorientierten Remigranten, die seit 1946 in den östlichen Teil Deutschlands zurückkehrten, war der Antifaschismus die maßgebliche Motivation für die Wiederaufnahme einer politisch engagierten künstlerischen Arbeit in der SBZ/DDR. So erwog auch der Bildhauer Will Lammert, der 1934 über Paris nach Moskau geflüchtet war, allein aus diesem Grund zu keinem Zeitpunkt die Rüc kkehr in den Westen Deutschlands, wo er beheimatet war, sondern ließ sich 1951 trotz der Tatsache, daß er nach Kriegsende sechs weitere Jahre als Verbannter im tatarischen Kasan festgehalten worden war, in Ost- Berlin nieder.[16] Hier traf er auf remigrierte Schicksalsgefährten wie Horst Strempel, Gert Caden, Max Lingner und René Graetz sowie auf jüngere Kollegen wie Fritz Cremer und Gustav Seitz, die ihn schätzten, obwohl Lammert durch den Totalverlust seines Œuvre praktisch als Unbekannter nach Deutschland zurückkehrte. Durch ihre Fürsprache wurde er in die Akademie der Künste aufgenommen, erhielt ein Atelier und 1954 die Möglichkeit, ein Mahnmal für die Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrations-lager Ravensbrück zu schaffen. Unmittelbar vor seinem Tode 1957 konnte Lammert die eindrucksvolle Bronze „Kniende I“ noch fertigstellen, ein Monument, das im versammelten Ausdruck von Leid und Trauer zu den qualitätvollsten Zeugnissen der frühen Denkmalkunst für die Opfer des Holocaust zu zählen ist. Obwohl sich Lammert aus den kulturpolitischen Debatten des Formalismusstreits völlig heraushielt, wurde er von der Führungsspitze der SED bis zu seinem Tode permanent als kosmopolitisch orientierter Expressionist beargwöhnt, nachdem Walter Ulbricht Lammerts Rückkehr mit den Worten kommentiert hatte: „Der Formalist ist wieder da.“[17]

1. Die parteipolitische Indienstnahme der Denkmalkunst

Ein anderer Bildhauer, der sich selbst als Lammert-Schüler bezeichnende Fritz Cremer, sollte am Denkmal-Auftrag für das Konzentrationslager Buchenwald durch jahrelange zermürbende kulturpolitische Manipulationen fast zerrieben werden. Den detaillierten Analysen Knigges folgend[18], sei die Wandlungs-geschichte des Cremerschen Entwurfs für das Buchenwald-Ensemble hier kurz zusammengefaßt: 1949 stellte der Zentralverband der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) unmittelbar vor der Staatsgründung der DDR den Antrag an den Deutschen Volksrat, das Lager Buchenwald zu einem Nationalmuseum auszugestalten. Mit der Annahme des Antrags verwandelte sich die bereits seit 1946 von der VVN betriebene Initiative zur Setzung eines Denkmals für die ehemaligen Buchenwald-Häftlinge in eine nationale Aufgabe, die den Staat DDR als das bessere, neue Deutschland legitimieren sollte.

Aus einem 1951 nur auf Künstler der DDR eingeschränkten Wettbewerb, der im  Ausschreibungstext eine abstrakte Formensprache für das Denkmal apodiktisch ausschließt, prämiert das Preisgericht unter dem Vorsitz von Otto Grotewohl den von Fritz Cremer zusammen mit dem Gartenarchitekten Reinhold Lingner und Bertolt Brecht erarbeiteten Vorschlag. Das Entwurfskonzept sieht unter Einbezug der Massengräber auf dem Ettersberg die Errichtung eines Amphitheaters mit einer zwölf Meter hohen, steinernen Figurengruppe von Cremer vor. Der Gesamtentwurf wird zwar verworfen, „gleichwohl soll aber eine von Cremer zu schaffende Figurengruppe das ästhetische Kernelement der Gesamtanlage sein.“ In der ersten Fassung seines Entwurfs knüpft Cremer an die expressive appellatorische Gebärdensprache der Rodinschen „Bürger von Calais“ an: „Ebenbürtig und gleichberechtigt stehen acht Häftlinge zusammen, sich gemeinsam und als einzelne gegen einen unsichtbaren Feind stemmend . . . Einer, kein Anführer, sondern einer aus ihrer Mitte, hat die Hand zum Schwur gehoben …, reiht die Häftlinge und ihre Leidensgeschichte in die Traditionslinie der männlichen Freiheitsschwüre ein … und verlängert sie bis Buchenwald. Die Zeit des Konzentrations-lagers, die Verbrechen des Nationalsozialismus – sie sind kein Bruch in der Geschichte, bedeuten keinen Stillstand des Fortschritts, sondern sie sind nur eine weitere, wenn auch grausame Zwischenstufe auf dem beschwerlichen Weg in eine glückliche Zukunft.“[19]

Dennoch wird dieser Entwurf von Wilhelm Girnus, seinerzeit leitender Redakteur des „Neuen Deutschland“ und Mitglied der Staatlichen Kommission für Kunst-angelegenheiten, vernichtend bewertet: „Unsere Plastiker, z. B. … Prof. Cremer, … haben nur die Leiden gesehen, … sie haben das Entscheidende nicht gesehen, den Kampf, den Sieg.“[20] Trotz der Tatsache, daß die meisten Vertreter der VVN, darunter der Maler Hans Grundig, für den ersten Entwurf plädieren, wird Cremer von den staatlichen Auftraggebern ein zweiter Entwurf abgefordert. Obwohl Cremer im zweiten Entwurf eine hierarchische Gliederung der Figurengruppe unter dem Banner der Partei vorsieht, wird auch diese Fassung nicht gebilligt. Erst seine nach langen Diskussionen entworfene dritte Fassung mit stark didaktischer Tendenz wird zur Ausführung freigegeben. In der Zusammenführung der beiden vorausgegangenen Entwürfe staffelt Cremer „von rechts nach links Bewußtseins- beziehungsweise Haltungstypen, die – auch in optisch aufsteigender Linie – die Genese siegreichen antifaschistischen Bewußtseins prototypisch vorführen. Zyniker, Zweifler, Diskutierender, Kämpfer, Fahnenträger, Schwörender fordern … die Betrachter zum Nachvollziehen ihrer Haltungen und zur Übernahme der damit verbundenen Bewußtseins-zustände auf. … Das  Konzentrationslager wird auf diese Weise vom Ort schwindenden Menschseinkönnens  umgedeutet in jenen Ort, an dem die vorbildhaften, nachahmenswerten … Haltungs- und Bewußtseinstypen herausgefordert und geformt werden, … in dem eine neue Geistes- und Tatenelite geschmiedet und gehärtet worden ist, die unbedingten Anspruch auf Nachfolge und Führung hat.“[21] Mit dieser Konzeption des Mahnmals für Buchenwald hatten die Kulturfunktionäre der SED dem Künstler in Abwandlung seines Erstentwurfes ein Grundmodell für jene hierarchische Typenzeichnung abgetrotzt, die in der nachfolgenden Vielzahl didaktischer Arbeiterszenerien als verbindliches Grundmuster festgeschrieben wurde. Die Denkmalkunst, von ihren Initiatoren, den ehemaligen Häftlingen und den Künstlern, in den vierziger Jahren noch als Kunst der antifaschistischen Mahnung und des Erinnerns gedacht, war von der Staatsmacht politisch instrumentalisiert worden. Die Auswirkungen zeigten sich im Typenbild der sozialistischen Arbeiter, im Historienbild und in der Denkmalkunst der nachfolgenden Jahre.

2. Pathosgebärden der Denkmalkunst im ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen

Im Konzentrationslager Sachsenhausen wurde nach weitgehender Beseitigung der archäologischen Relikte des eigentlichen Konzentrationslagers und damit auch der Nachkriegsnutzung des Lagers als stalinistisches Speziallager Nr. 7 durch die sowjetischen Sicherheitskräfte das Mahnmal aus einem 40 Meter hohen Obelisken als stelenartiges Monument mit der Skulpturengruppe „Befreiung“ von René Graetz am Fuß des Obelisken gebildet. Ein Sowjetsoldat führt zwei Überlebende, denen er schützend Mantel und Arme umlegt, in die Freiheit. Ein Vierteljahrhundert später waren auf Qualität bedachte Künstler aus der DDR nicht mehr bereit, sich durch derartige Pathosgebärden für die Interpretationsinteressen des DDR-Staates an den nationalen Gedenkstätten in Dienst nehmen zu lassen. 1985 war es ein Russe, Fjodor Fiwejskij, dessen heroisierende, kraftstrotzende Figurengruppe dreier Partisanen in Sachsenhausen auf Betreiben eines Mitglieds des Häftlingskomitees Aufstellung fand, und ein kunstgewerbliches Glasmosaik von Walter Womacka lieferte für das Internationale Museum von Sachsenhausen die für andere Künstler an diesem Ort suspekt gewordene Illusionsverbindung zur heilen DDR-Welt in Gestalt einer sozialistischen Familienidylle. Das expressive Pathos der frühen Denkmalentwürfe von Lammert und Cremer, das dem verständlichen Wunsch der ehemaligen Häftlinge nach würdevollem Gedenken der Opfer entsprach, hatte sich am Ende der DDR-Denkmalkunst zur platten Dekorationsidylle verkehrt.

 

B. „Sozialistisch arbeiten, lernen und leben“

I. Propaganda für eine Kunst des sozialistischen Alltags

Eines der wichtigsten Auftragswerke der frühen DDR-Zeit stellt das Wandbild von Max Lingner am Haus der Ministerien in Berlin dar. Die Hauptaufgabedes 1952 vom Ministerium für Aufbau in Auftrag gegebenen Wandbildes, dasin Meißner Fliesen ausgeführt werden sollte, bestand in der Zielsetzung, dem ehemaligen Reichsluftfahrtministerium der Nationalsozialisten, das seit 1949 als Sitz der DDR-Regierung diente, eine ideologische Umdeutung zu geben.[22]

Max Lingner war im März 1949 aus Frankreich in den Ostteil Deutschlands zurückgekehrt. Als Mitglied der Kommunistischen Partei Frankreichs hatte sich der Künstler seit 1934 thematisch dem Kampf für die Arbeiterklasse verschrieben. Sein grafischer Stil verband den expressiven Realismus Daumiers und der Kollwitz mit Einflüssen von Matisse und Léger, während in seiner Malerei im wesentlichen impressionistische Farbelemente nachlebten. Unmittelbar nach seiner Rückkehr wurde Lingner mit der Realisation eines Großauftrages betraut: Der FDGB übertrug ihm die Gestaltung der Festdekoration für die Maifeier des Jahres 1950. Den Auftrag für das Wandbild am Haus der Ministerien erhielt Max Lingner als Sieger einer Ausschreibung, in der das Thema vorgegeben war: „Die Bedeutung des Friedens für die kulturelle Entwicklung der Menschheit und die Notwendigkeit des kämpferischen Einsatzes für ihn.“ Bis zur Realisation des Wandbildes mußte der Künstler seinen Entwurf jedoch ganze sechs Mal nach den direkten Empfehlungen der Auftragskommission verändern, bis er endlich im Mai 1952 die offizielle Bestätigung für die Auftragsausführung erhielt. Abgesehen von der stilistischen Modifikation des Entwurfs, durch die Lingners rhythmische Überschneidung der Figurensegmente aus der ersten Fassung in eine statuarische Figurengruppierung verwandelt wurde, vollzog sich die entscheidende Veränderung im Stellenwert der Figurengruppen. Während im ersten Entwurf der im Bildzentrum stehende Intellektuelle den Arbeiter und den werktätigen Bauern zusammenführt, zerfällt das  endgültige Bildkonzept in elf Teile, in denen – nebeneinander aufgereiht – vom Volkskammer-abgeordneten bis zu den diversen Waffengattungen der Volkspolizei und den Landwirtschaftlichen Produktions-genossenschaften die Hauptindustriezweige der DDR mit Schwerindustrie, Chemie und Maschinenbau zur Darstellung kommen. Nach Grotewohls Wunsch sollte das Wandbild alle tragenden Komponenten des Staates DDR beinhalten und zugleich stilistisches Modellbild für den sozialistischen deutschen Menschentyp sein, der als heldenhafter Aktivist den sozialistischen Aufbau trägt.

1. Das Programm des „Bitterfelder Weges“

In der Folgezeit entstand eine Fülle von Arbeiterbildnissen und Produktionsgruppenbildern aus Industrie und Landwirtschaft, die das kollektive Arbeitsprinzip verherrlichten.[23] Die explosionsartige Zunahme von Arbeiter- und Brigadebildern wurde durch den 1959 propagierten „Bitterfelder Weg“ verstärkt, der unter dem Motto: „Greif zur Feder, Kumpel! Die sozialistische Nationalkultur braucht dich.“ den Brückenschlag zwischen der hohen Kunst und dem Volk forcieren sollte. Einige von der Partei als vorbildlich gelobte Werke dieser Zeit wurden ständig zitiert und reproduziert, um ihr stilistisches und inhaltliches Konzept anderen Künstlern immer wieder ins Bewußtsein zu rufen. Zu solchen Bildern gehörten Walter Womackas „Rübenhackerinnen“ (1955), Günther Brendels „Braunkohlentagebau“ (1958), Bernhard Kretzschmars Industriepanorama von „Eisenhüttenstadt“ (1955/58) und Rudolf Berganders „Hausfriedenskomitee“ (1952). Letztgenanntes Bild wurde gleichsam zum Ersatz des Familienbildes, indem es den Geist des kollektiven Lebens in den privaten Bereich des Wohnens hineintrug.[24]

2. Modernisierung des Realismus-Konzeptes

Zum Propagandamaler sozialistischer Lebensfreude avancierte neben Gerhard Bondzin und Walter Womacka vor allem der Maler Paul Michaelis; 1962 schuf er mit dem „Glücklichen Leben“ das Modellbild des sozialistischen Paares und noch 1977 im Auftrag des FDGB-Bezirksvorstandes Dresden das Programmbild „Lebensfreude.“ Inhaltlich hat sich zwischen den beiden Bildern kaum etwas verändert. Grundthema beider Bilder ist die Verbindung von sozialistischer Arbeit mit Lebens- bzw. Familienglück. Stilistisch läßt sich jedoch ein erheblicher Wandel ablesen. Während das Gemälde von 1962 noch dem plakativen Realismus der fünfziger Jahre verhaftet ist, zeigt das Gemälde von 1977 jene stilistischen Erweiterungen, die Willi Sittes Handschrift in den Typus der Arbeiterszenen während der ausgehenden sechziger Jahre eingebracht hatte. Seit 1964 von den Funktionären der Kulturpolitik als Erneuerer der sozialistischen Handschrift erheblich gefördert, hatte Sitte aus diversen Stilzitierungen und motivischen Versatzstücken eine montagehafte Kompositionsweise entwickelt, die ihm eine geballte Bilddramatik gestattete, ohne daß dadurch den Figuren das Typische im Sinne der von der Partei geforderten, modellhaften weltanschaulichen Allgemeinverbindlichkeit genommen wurde.[25]

Das von Sitte als „Simultanbild“ charakterisierte Malverfahren bestand in der Verschmelzung mehrerer fragmentarischer Einzelszenen zu einem geschlossen wirkenden Gesamt-bildkörper, eine Darstellungsmethode, die der Hallenser den Fotomontagen John Heartfields abgesehen hatte. Darüber hinaus bediente sich Sitte zusätzlich einer impressionistisch-expressiven Farbigkeit und einer kubofuturistischen Strukturierung, die seinen Gemälden trotz der realistischen Figurenzeichnung eine strahlenenergetische und damit modern anmutende Dynamik verlieh. So wundert es nicht, daß Sittes „Chemiearbeiter am Schaltpult“ von 1968 und die „Leuna“-Fassung von 1969 sehr rasch als gelungene Modellikonen für die Darstellung einer technologisch gebildeten sozialistischen Arbeiterpersönlichkeit gemäß dem auf dem VI. Parteitag der SED 1963 proklamierten „Neuen Ökonomischen System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft“ apostrophiert wurden. Maler wie Fritz Dähn, Fritz Eisel und Willi Neubert übertrugen Sittes modernisierendes Stilkonzept auf das Brigadebild, so daß die Statuarik der Figurenarrangements einer bewegten Diskussionssituation zwischen Planern und Arbeitern wich. Mit seinem „Brigadier“ von 1970 konnte Bernhard Heisig schließlich sogar auch die individuelle Persönlichkeitszeichnung in das Arbeiterbildnis einbringen, um dadurch die Identifikation des Betrachters mit dem Dargestellten zu erhöhen. Das Moment der Identifikationsfähigkeit war den Auftraggebern in den siebziger Jahren so wichtig geworden, daß der Heisig-Schüler Sighard Gille im Auftrag des Rates des Bezirkes Leipzig die „Brigade Heinrich Rau“ im VEB EBAWE Baustoffmaschinenwerk Eilenburg 1970/71 als eine Gruppe selbstbewußter Arbeiter mit jeweils individueller Physiognomie porträtieren konnte.

3. Die Politik des Verbandes Bildender Künstler im Dienst der SED-Förderungs-und Ausgrenzungsmaßnahmen

Die große Menge von Arbeiter- und Brigadebildern in der Auftragskunst der DDR erklärt sich aus der ökonomischen Situation der DDR-Künstler, die eine freiberufliche Existenz nach westlicher Vorstellung ausschloß. Finanzielle Mittel für Kunst und Kultur setzten sich zusammen aus Geldern staatlicher und parteilicher Institutionen sowie der Betriebe und Massenorganisationen. Die Vermittlung künstlerischer Arbeit über Galerien und einen freien Kunstmarkt gab es in der DDR kaum, sie erfolgte bis weit in die siebziger Jahre vorrangig über die Politik des Verbandes Bildender Künstler (VBK/DDR). Schon während seiner Ausbildung war der Künstler der DDR in das Organisationssystem sozialistischer Erziehung eingebunden, das zentral vom Ministerium für Kultur gesteuert wurde. An den Kunsthochschulen war das Studium mit einer ideologischen Unterrichtung über die wesentlichen Prinzipien des Marxismus-Leninismus verbunden. Als künstlerische Diplomarbeit wurde eine Mehrfigurenkomposition mit gesellschaftsbezogenem Inhalt verlangt. Von der Hochschule wechselte der junge Künstler über in die Obhut des Verbandes Bildender Künstler der DDR. Diese Institution, deren Präsidenten Lea Grundig (1964-1970), Gerhard Bondzin (1970-1974) und Willi Sitte (1974-1988) waren, kontrollierte im Auftrag des Ministeriums für Kultur die Durchführung der ideologischen sowie organisatorischen Zielsetzung im Bereich der bildenden Kunst und hatte zugleich beratende Funktion bei der Konzipierung der kulturpolitischen Strategien, wie sie anläßlich der SED-Parteitage festgelegt wurden.

Die Aufnahme in den VBK/DDR hing weitgehend von der staats- und parteikonformen Einstellung des Bewerbers ab. Da über den VBK Gehälter, Renten, öffentliche Aufträge, Ausstellungen, später auch Beteiligungen an Veranstaltungen des Staatlichen Kunsthandels und Reisegenehmigungen in das westliche Ausland vergeben sowie praktisch alle Materialbeschaffungen organisiert wurden, war die ideologische Disziplinierung der Künstler über die Verbandspolitik und die Auftragserteilung lange Zeit im großen Umfang durchsetzbar, zumal der regionale Kunsthandel über den Kulturbund kontrolliert wurde und bis zur Einrichtung des Staatlichen Kunsthandels der DDR 1974 praktisch keine ökonomische Bedeutung besaß.

Symptomatisch für den weitreichenden Arm der Partei in der Verbandsstruktur des VBK sind die Erfahrungen, die Künstler mit eigenwilligen Stil- und Themenvorstellungen machten. So mußte der von vielen Dresdner Künstlern hochgeschätzte Außenseiter Albert Wigand, der sich unbeirrt vom Formalismus-streit auch nach 1949 kontinuierlich für die französische Malerei begeisterte, seinen Lebensunterhalt als Laternenanzünder in Dresden-Plauen bestreiten; von den Verkäufen seiner Arbeiten an die wenigen verbliebenen Sammler konnte der Künstler in den fünfziger und sechziger Jahren nicht existieren. Dieter Goltzsche, der Albert Wigand zu seinen wichtigsten Lehrern zählt, fristete als grafischer Künstler ohne Aufträge über lange Jahre eine Randexistenz, bis 1964 auch ohne Chance einer Ausstellungsmöglichkeit. Goltzsche war 1959 nach nur wenigen Monaten aus dem Status eines Meisterschülers der Akademie der Künste entlassen worden, weil er das Porträt- und Aktzeichnen der Illustration parteilich vorgegebener Themen vorgezogen hatte. Goltzsche erhielt zwar auf Veranlassung seines Akademielehrers Max Schwimmer nach der abrupten Beendigung des Meisterschüler-Status einen Grafikauftrag der Elektro-Apparate-Werke (EAW) Treptow (weil übrigens kein anderer Meisterschüler diesen Auftrag ausführen wollte), der mit einem dreimonatigen bezahlten Aufenthalt in dem Betrieb verbunden war, aber da er das vorgegebene Thema „Frauen am Fließband“ nicht im Sinne des Sozialistischen Realismus ausführte – seine Frauen waren nach Bekunden des Künstlers „Angstgeburten“, in denen sich eigene Empfindungen widerspiegelten, und keineswegs heiter in die Zukunft blickende Werktätige –, wurde sein Arbeitsverhältnis mit  dem EAW Treptow nicht verlängert.[26] Da Goltzsche auch in den siebziger Jahren beim Staatlichen Kunsthandel der DDR keine Beachtung fand, blieb sein Werk im westlichen Ausland bis zur Wende fast unbekannt, obwohl er aufgrund seines prägnanten subjektiven Stils zu den Meistern einer poetischen Alltagszeichnung gehört.

4. Der Stellenwert des Arbeiterbildes

Ein vorurteilsfreier Umgang mit dem Genre des Arbeiterbildes ist für westdeutsche Rezipienten ehemaliger DDR-Kunst besonders schwierig, weil es das Thema „Arbeit“ in der westdeutschen Kunst praktisch nicht gegeben hat. Um so bemerkenswerter ist die Tatsache, daß für ehemalige Bürger der DDR das Arbeiterbild auch nach der Wende eine ungewöhnliche Fähigkeit zur Identifikation und Anrührung ausstrahlt. Denn im Arbeitergemälde verbildlicht sich, was manchem im rauhen Selbstbehauptungsklima der freien Marktwirtschaft abhanden gekommen ist und daher im nostalgischen Rückblick mystifiziert und idealisiert wird: die Selbstverständlichkeit von Arbeit im „Arbeiter-und-

Bauern-Staat“ und damit eine – wenn auch bescheidene – materielle Sicherheit für den Durchschnittsbürger der DDR. Daher verwundert es nicht, daß für erstaunlich viele ostdeutsche Besucher der Auftragskunst-Sammlung in Beeskow gerade die kitschigen Erbauungsbilder von Günther Brendel, der übrigens selbst die Arbeitsrealität auf dem Bau oder in der Fabrikhalle nie kennengelernt hat, zu Idealprojektionen der eigenen verlorenen Lebenswirklichkeit werden.

So liest man im Besucherbuch der „Querformat“-Ausstellung Sätze wie diese: „Schade, daß es die Deutsche Demokratische Republik nicht mehr gibt; das Leben in diesem Staat, die Tiefen und das Schöne im Leben, voll Arbeit und Geborgenheit bleibt unvergessen.“[27] Angesichts materieller Unsicherheiten und neuer Orientierungszwänge scheinen gerade die verlogenen Schönfärbereien ein Verlustgefühl provozieren zu können, das sich in idealisierenden Erinnerungen bei ihrem Anblick bemerkbar macht. Solange dieses Phänomen nicht durch eine gründliche Analyse für jeden Betrachter einsichtig offengelegt wird – und das ist nur möglich durch vergleichende Dokumentation –, wird man die nostalgische Kraft dieser Bilder nicht entzaubern können.

 

II. Das Historienbild der DDR – Instrument der Staatsphilosophie

1. Werner Tübkes Weg zum Staatskünstler

Aufschlußreiche Beispiele für die geschickte Durchsetzung kulturpolitischer Beschlüsse durch die Auftragskunst bietet das Frühwerk von Werner Tübke. Im September des Jahres 1954 wurde der Leipziger Maler, der als eigenwilliger Einzelgänger galt, in den Verband der Bildenden Künstler aufgenommen und erhielt die beiden Gemäldeaufträge „1. Mai 1954 im Clubhaus der Leunawerke“ und „Eröffnung der Staatsoper durch Wilhelm Pieck“, die er, wie man den Ausführungen seines Biographen Günter Meißner entnehmen kann, ohne großes Engagement im seinerzeit konventionellen Stil sozialistisch-realistischer Auftragskunst ausführte.[28] Beide Gemälde sind heute verschollen, so daß sich eine Bildsichtung nicht mehr vornehmen läßt. Aufschlußreich ist jedoch die Tatsache, daß Tübke selbst beide Auftragswerke auf keiner Ausstellung des Jahres 1955 – wie allgemein sonst üblich – öffentlich gezeigt hat. Die Gründe dafür sind in den Umbrüchen zu suchen, die Tübke zu dieser Zeit mit der Übernahme stilistischer und ikonographischer Elemente aus der spanischen, italienischen, niederländischen und deutschen Renaissancemalerei sowie aus der mexikanischen Wandmalerei im Alleingang vollzog, indem er seine durchaus sozialistisch orientierten Themen (wie zum Beispiel „Weißer Terror in Ungarn“, 1957) in die Bildsprache der alten Meister einbettete und den vielfigurigen Bildraum der mexikanischen Muralisten übernahm. Dieses von den plakativen Stilvorgaben sozialistisch-realistischer Kunstgewerbe-Bilder der fünfziger Jahre abweichende malerische Konzept, das von Tübkes mangelhaft begabten, aber in Amt und Würden befindlichen Kollegen heftig kritisiert wurde, führte 1957 zur Entlassung des Künstlers aus dem Amt eines Oberassistenten für das Grundlagenstudium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.

Doch 1958 vollzog sich eine signifikante Wende, als Tübke durch direkte Einflußnahme von Alfred Kurella, der 1957 Leiter der Kulturkommission beim Politbüro des ZK der SED geworden war, den Auftrag zur bildnerischen Ausgestaltung des Restaurants im Leipziger Messehotel „Astoria“ erhielt. Kurella beabsichtigte, mit Tübkes persönlich entwickelter stilistischer „Handschrift“ ein wegweisendes Beispiel für die Schaffung einer DDR-eigenen sozialistischen Nationalkultur zu setzen. Der V. Parteitag der SED hatte im gleichen Jahr die Richtung vorgegeben, indem er für den realistischen Stil nicht mehr die sowjetischen Vorbilder, sondern die Rückwärtswendung zu den frühen Quellen, zur frühbürgerlichen Genremalerei, forderte. Obwohl Georg Lukács seit dem Ungarnaufstand im gesamten Ostblock in Ungnade gefallen war, hegte Kurella für die Realismus-Theorie des ungarischen Philosophen einige Sympathien. War es doch Lukács mit seiner Romantheorie gelungen, ein geistiges Bündnis zwischen dem Sozialistischen Realismus und dem Erbe bildungsbürgerlicher Ideale aus dem 19. Jahrhundert zu schaffen.

2. Ziel des Historienbildes: Schaffung einer sozialistischen Nationalkultur

Kurella versuchte für die bildende Kunst ein vergleichbares Bündnis zwischen dem bürgerlichen Kulturerbe und dem Sozialistischen Realismus zu erzielen und sah in Tübkes Stilkonzept die Möglichkeit dieser Synthese angelegt. So verschmolz Tübke nach intensiven freundschaftlichen Beratungen mit Kurella in den die Kontinente der Erde allegorisierenden fünf Astoria-Diptychen Stilelemente der altdeutschen Malerei (von Witz über Multscher bis hin zu Ratgeb, Altdorfer, Baldung Grien und Grünewald) mit Anregungen aus dem Realismus der mexikanischen Wandbild-malerei.[29] Denn auf der Rückreise von einem Besuch in Moskau hatte Diego Rivera 1956 eine Zwischenstation in der DDR eingelegt und dort den Appell der bildenden Künstler an die Regierung für die Schaffung einer öffentlichen Wandmalerei unterstützt. Die Rezeption des mexikanischen Muralismus hatte in den vierziger Jahren begonnen, erfuhr jedoch 1950 einen Bruch, wofür man Diego Riveras zeitweilige Freundschaft mit Leo Trotzki zum Anlaß nahm. 1956 in der Tauwetter-Periode konnte der Muralismus für kurze Zeit wieder aufgegriffen werden, bis er 1958 wegen seinerexpressiven Bildsprache mit dem Formalismus-Verdikt belegt wurde.Doch Tübke ließ man beim Astoria-Auftrag gewähren, um dem internationalen Publikum des Hotels ein Bild kultureller Aufgeschlossenheit zu vermitteln.

Tübke selbst, für dessen eigene Stilvorstellungen der mexikanische Muralismus weit weniger von Bedeutung war als die Rückwendung zur malerischen Brillanz der alten Meister, griff die mexikanische Wandmalerei in keinem seiner nachfolgenden Werke wieder auf. Er kultivierte vielmehr seine Orientierung an der frühbürgerlichen Genremalerei und an der italienischen Renaissance bis hin zum Großauftrag für Bad Frankenhausen, dessen Fertigstellung – Ironie der Geschichte – mit dem Zusammenbruch der DDR zeitlich zusammenfiel. Doch inzwischen hatte der Maler den zehn Jahre zuvor an ihn erteilten Auftrag, die Apotheose der frühbürgerlichen Revolution zu schaffen, längst zu seinem eigenen Auftrag umgewandelt.

In der Entwicklungsgeschichte der DDR-spezifischen Historienmalerei sollte Tübke jedoch seit den sechziger Jahren eine staatlich geförderte Wegbereiter-Funktion einnehmen. Zahlreiche Absolventen der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig wie Heinz Zander, Arno Rink oder Gerhard Kurt Müller wurden von Tübke maßgeblich geprägt. Mit der kulturpolitischen Sanktionierung altmeisterlicher Stilkonzepte verband die SED nicht nur eine selektive Erbeaneignung, die rückwärtsgewandte Kunst, deren Qualität gemessen ankonservativen Maßstäben handwerklichen Malens auch über die Grenzen der DDR hinausgreifend in den siebziger Jahren Anerkennung finden sollte, sie ermöglichte zugleich eine Perpetuierung der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung und des ästhetischen Geschmacks als Gegenbewegung zu den sich ständig wandelnden und kritikfreudigen Avantgarde-Bewegungen im Westen. Wie intensiv sich die staatliche Zensur noch in den sechziger und siebziger Jahren auf die künstlerische Interpretation des sozialistischen Themenkanons auswirken konnte, dokumentiert die Parteikritik an Bernhard Heisigs 10. Fassung seines Zyklus „Pariser Kommune“ von 1964, den der Künstler auf der 7. Leipziger Bezirksausstellung 1965 zeigte.[30] Den Maler interessierte damals weniger der Sieg der Kommunarden, in deren Tradition sich die SED sah, als vielmehr ihre ausweglose Bedrängung durch die Regierungs-truppen. Die Situation der blutigen Ereignisse im Mai 1871 rief in ihm das eigene Kriegserlebnis als Verteidiger der Festung Breslau wach. In einer offiziösen Kritik wurde Heisig vorgeworfen, „…sich mehr um die chaotischen Verwüstungen“ zu bemühen „als um Sinnbilder für die heldenhaften Kämpfe und die für die internationale Arbeiterbewegung wegweisenden Errungenschaften dieser wenigen Wochen.“[31] Das anschließend eingeleitete Parteiverfahren forderte den Maler zur Selbstkritik auf, erteilte eine strenge Rüge mit Eintragung im Parteibuch und hatte die Absetzung Heisigs als Rektor der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig zur Folge. Der Maler selbst vernichtete das gerügte Bild und präsentierte sich 1972 auf der 8. Leipziger Bezirksausstellung mit einer vierteiligen Neufassung der „Pariser Kommune“, die von der Kunstkritik in den höchsten Tönen gelobt wurde. Das Einzelbild von 1965 zeige die Ausweglosigkeit des  Barrikadenkampfes: „Aus einem feierlichen Dreitafelbild wurde ein asymmetrisches Gefüge, das durch seinen stakkatohaften Ablauf den Wahrnehmungsvorgang beim Betrachter geradezu beunruhigend aktiviert.“ Hierdurch gelingt es, „ein überzeugendes Verhältnis zwischen Opfertat und Heldentum zu finden.“[32]

In der Zwischenzeit hatte die Partei dem talentierten Maler, wie sich nach der Wende herausstellte, den Kunstwissenschaftler Karl Max Kober als inoffiziellen Mitarbeiter des MfS und Bewährungshelfer an die Seite gegeben. Dieser konnte sich das Vertrauen Heisigs erobern, wurde 1977 von diesem sogar mit der Abfassung einer Werkmonographie beauftragt und bestätigte seinen Auftraggebern in regelmäßigen Abständen die positive politisch-ideologische Grundhaltung seines Schutzbefohlenen, vor allem auch sein „klares und eindeutiges Auftreten bei Aufenthalten im kapitalistischen Ausland.“[33]Die ansteigende Karriere in der Hierarchie des Verbandes und die Ausstellungsmöglichkeiten im Ausland durch den Staatlichen Kunsthandel hatten zur Folge, daß Maler wie Heisig die Schere der Zensur bereits im eigenen Kopf anzusetzen wußten. Das führte dazu, daß im Bereich des Historienbildes bis zu Werner Tübkes Bauernkriegspanorama in Bad Frankenhausen eine Traditionslinie festgeschrieben werden konnte, die die DDR als mehr oder weniger fortschrittlichen Staatsentwurf in der geschichtlichen Nachfolge des Bauernkrieges, der Befreiungs-kriege gegen Napoleon und der Revolution von 1848 sah.

 

III. Nonkonformisten im Abseits

In allen Phasen der offiziellen DDR-Kunstgeschichte, die als Spiegel der Parteipolitik erheblichen Schwankungen zwischen Restriktion und partiellen Neuerungen unterworfen war, gab es unter den Künstlern Einzelpersönlichkeiten, die sich den jeweiligen programmatischen Richtlinien sozialistisch-realistischer Kunst im Parteiauftrag entzogen.

1. Der Fall A. R. Penck

In Dresden, wo die Parteipropaganda für den Sozialistischen Realismus die Traditionsanbindungen an die Vorkriegsmoderne weniger rigoros eliminieren konnte als in Leipzig, existierte schon in den fünfziger Jahren mit dem privaten Freundeskreis um Jürgen Böttcher eine Künstlergruppe, die sich an den „ganz Großen“ der Kunstgeschichte wie Rembrandt, an den Impressionisten und Expressionisten sowie an Picasso orientierte und sich auf die individuelle Porträtmalerei konzentrierte. 1953/54 hatte sich der 23jährige Jürgen Böttcher nach dem Hochschulstudium bei Wilhelm Lachnit der Karriere einer Künstlerexistenz im Auftrag des Staates entzogen, indem er als freiberuflicher Lehrer in der Dresdner Volkshochschule einen Mal- und Zeichenkurs einrichtete. Den besuchte neben Peter Herrmann, Peter Graf, Peter Makolies u. a. auch der gerade erst 15jährige Ralf Winkler. Alle Mitglieder der Freundesgruppe verdienten sich ihren Lebensunterhalt durch Gelegenheitsarbeiten, so daß sie sich nicht der Auftragspolitik des Verbandes Bildender Künstler unterwerfen mußten.[34] Dennoch bemühten sich alle Schüler von Jürgen Böttcher immer wieder um ein Hochschulstudium bzw. um Aufnahme in den VBK. Während Ralf Winkler, der sich später nach dem Leipziger Eiszeitforscher A. R. Penck nannte, nie in den VBK aufgenommen wurde, war Peter Herrmann 1968 endlich Kandidat des VBK, wurde aber schon wenig später wegen seiner Teilnahme an einer privaten Dresdner Ausstellung wieder aus dem VBK ausgeschlossen.

Die Vertrautheit untereinander, das gemeinsame Diskutieren und das inspirierende Betrachten von Bildern geschätzter Meister schlug sich in einer romantischen Atmosphäre sehr persönlicher Nähe nieder.[35] 1961 konnte sich der Freundeskreis durch Vermittlung von Otto Nagel und Fritz Cremer an der Jahresausstellung „Junge Künstler – Malerei“ der Akademie der Künste beteiligen, geriet aber in ein heftiges Kreuzfeuer ideologischer Angriffe. Diese Erfahrung führte bei Winkler/Penck zu einem Wendepunkt. Im Jahr des Mauerbaus malte er, angeregt durch kybernetische und informations-theoretische Lektüre, „Weltbilder“ als Systemdarstellungen politischer, sozialer und ökonomischer Zusammenhänge, wobei piktogrammhafte Zeichen zu Trägern von komplexen Informationen und Gedankensignalen werden. Unabhängig von den Orthodoxien der Systempolarisierung Ost-West reflektierte der Maler in diesen Weltbildern den inneren Mechanismus von Herrschaftsstrukturen und machte die Elemente seiner Bild-sprache zugleich zum utopischen Möglichkeitsfeld gedanklicher Kombinationen.

Wenn man im Rückblick auf die DDR-Kulturpolitik heute die Frage stellt, warum gerade Penck der Künstler war, den die Parteifunktionäre am längsten – bis zu seiner Ausweisung 1980 – mit Ausstellungsverbot in der DDR belegten, so erklärt sich diese langjährige Verweigerung jeglicher Anerkennung aus der Mal- und Gedankenfreiheit, die der Dresdner Autodidakt für sich in Anspruch nahm. Penck fühlte sich zwar zunächst den Idealen des Sozialismus ernsthaft verpflichtet, forderte aber für sich das Recht intellektueller Reflexionsfreiheit, woraus sich das theoretische Konzept seiner „Standart“-Bilder als positiver Beitrag zum Sozialismus entwickelte. Die SED war im Laufe der siebziger Jahre zwar in wachsendem Maß bereit, den Künstlern eine persönliche Malhandschrift bis hin zur Übernahme abstrakter und anderer Stilelemente der westlichen Avantgarde einzuräumen, sie tolerierte aber keinen eigenständigen intellektuellen Denkraum im Hinblick auf die ideologischen Standpunkte des Sozialismus.

2. Die Außenseiter Carlfriedrich Claus und Gerhard Altenbourg

In dieser Tatsache war auch der langjährige Boykott gegenüber der konzeptuellen Schreibkunst von Carlfriedrich Claus begründet, der schon in jungen Jahren die Schriften von Karl Marx und Ernst Bloch las und verschiedenste Schriftzeichen sowie die hebräische Sprache erlernte. Seit 1951 versuchte sich der Autodidakt in experimenteller Poesie, die sein erster Förderer, Will Grohmann, im Westen veröffentlichte. 1956-1958 entstanden auf Tonband fixierte „Lautprozesse“, aus denen seit 1960 die völlig eigenständigen Zeichen- und Schriftwelten der Sprachblätter hervorgingen. Diese wurden dann zu komplexen Blattsystemen auf transparentem Papier ausgebaut, die Claus als Kombinate bezeichnete, um auf ihren kontextuellen Bezug zu gesellschaftlichen Fragestellungen hinzuweisen. In diesen aus manuellen Schreibspuren entwickelten Schriftpoesien verbinden sich Elemente der Kabbalah, der jüdischen Alchimie, Mystik und Kybernetik sowie der Sprachwissenschaft mit Texten unter anderen von Walter Benjamin, Bertolt Brecht, Sigmund Freud und eigenen Reflexionen über eine freiheitlich-sozialistische Gesellschaftsordnung.[36] Dieser eigenständige Entwurf konkreter Utopien und die ausgedehnte Korrespondenz mit westlichen Künstlerfreunden wie Franz Mon, Dick Higgins,Dieter Rot und Emmett Williams machte Carlfriedrich Claus der Stasi über viele Jahre verdächtig und verursachte seine ständige Beobachtung. Erst 1975 gelang dem Kunsthistoriker Klaus Werner die Organisation einer ersten größeren Ausstellung in der Ost-Berliner Galerie Arkade, die allerdings von der Kulturbürokratie heftig attackiert wurde. Das hohe Ansehen, das Claus trotz seiner Isolation bei einigen westlichen Kunstkritikern genoß, führte jedoch dazu, daß vom Staatlichen Kunsthandel der DDR organisierte Ausstellungen in den achtziger Jahren auf die Teilnahme von Carlfriedrich Claus nicht mehr verzichten konnten.[37]

Unbeeinflußt von jeglichem Realismus ostdeutscher Prägung blieb auch das Werk des Einzelgängers Gerhard Altenbourg, der sich bereits in frühen Arbeiten aus den späten vierziger Jahren mit Kandinsky, Klee und dem Surrealismus von Max Ernst in feinnervigen verästelten Zeichnungen und grafischen Arbeiten auseinandersetzte. Als die Hannoveraner Galerie Brusberg 1964 die erste Ausstellung Altenbourgs in Westdeutschland zeigte, wurde der Künstler, der seine Arbeiten per Post an die Galerie geschickt, diese aber nicht als Kunst deklariert hatte, wegen Zollvergehen zu einem halben Jahr Gefängnis mit zweijähriger Bewährung verurteilt. Über Jahrzehnte hinweg bespitzelt und boykottiert, schuf Altenbourg ein herausragendes Œuvre, in dem er sich durch den individuellen Schaffensprozeß aus den Imaginationen seiner Phantasie von den Niederungen und Bedrängnissen seiner realen Existenz befreite.

3. Das „Enfant terrible“ Hartwig Ebersbach

Daß Künstler wie Altenbourg und Claus trotz ihrer inneren Emigration arbeiten und existieren konnten, ist dem Umstand zu verdanken, daß es in der DDR mutige Kunsthistoriker wie Fritz Löffler, Werner Schmidt und Klaus Werner gab, die museale Ankäufe sowie Ausstellungen dieser Künstler wagten und damit zugleich auch einen Freundeskreis von Sammlern innerhalb und außerhalb der DDR begründeten. Auch aus den Kunsthochschulen der DDR gingen Künstler hervor, die sich dem Stil- und Themendiktat der Kulturpolitik widersetzten. 1965 hatte der begabteste Schüler von Bernhard Heisig an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, Hartwig Ebersbach, den Mut, das Ringen um die eigene künstlerische Position und das Sich-freikämpfen-Wollen von fremdbestimmter Steuerung in rebellischen Malaktionen zu äußern. Auf der 7. Leipziger Bezirkskunstausstellung 1965 debütierte Ebersbach mit einer radikalen Selbstbefragung und schockierte die Öffentlichkeit im „Selbstbildnis mit Freunden“ durch eine in der DDR bis zu diesem Zeitpunkt noch nie ins Bild gesetzte psychodramatische Expressivität, wobei besonders die provokante Nacktheit zum Skandalon wurde.[38] Die Empörung über das Bild hatte erhebliche Restriktionen zur Folge, die Ebersbach in eine prekäre existentielle Lage brachten. Von derartigen Angriffen zermürbt, zerstörte der Künstler das Gemälde. Auch die Identität der als Freunde im Titel des Bildes apostrophierten Begleitpersonen hat Ebersbach lange Zeit nicht preisgegeben, handelte es sich doch bei der männlichen Person am linken Bildrand um den in Rosenheim lebenden westdeutschen Malerfreund Rainer Dillen.[39] Am rechten Bildrand hat der Künstler seine Schwester porträtiert, die 1963 nach Recklinghausen übergesiedelt war und 1965 die Familie in Leipzig besuchte. Im Hintergrund ist Monika Ebersbach zu sehen, mit der Ebersbach seit 1964 verheiratet war. Aus der Aufschlüsselung der Begleitpersonen wird offenkundig, daß sich hinter der Selbstbefragung des Künstlers das Leiden an der Tragödie des Mauerbaus, an der deutschen Teilung verbarg, die Familien und Freundschaften nicht nur räumlich auseinandergerissen hatte.

Ein Jahr später malte Ebersbach sich selbst als „Brennenden Mann“, ein Bild, das als Mitteltafel zusammen mit „Selbstbildnis mit Freunden“ und einer weiteren, noch in unfertigem Zustand verbrannten Tafel als Triptychon konzipiert war. Nicht aus dem Kopf, aus dem glühenden Bauch ergießt sich ein traumatisches Action painting, ein zerrissener Held entlädt seine existentiellen Spannungen in orgiastischen Farbströmen. Das Bild war Ausdruck einer zunehmenden persönlichen Krise, in der Ebersbach die Malerei zeitweise vernachlässigte und seinen Lebensunterhalt als freier Messe- und Ausstellungsgestalter bestritt. Daß Bernhard Heisig das „Enfant terrible“ Ebersbach 1979 mit einem Lehrauftrag für experimentelle Malerei an die Leipziger Hochschule zurückholen konnte, dürfte mit der Tatsache in Zusammenhang stehen, daß im gleichen Jahr das westdeutsche Sammlerehepaar Ludwig anläßlich eines Atelierbesuchs bei Hartwig Ebersbach die Rauminstallation „Symposion“ erwarb, zehn Gemälde, in denen sich der Maler seiner Einsamkeit bewußt wird; er tafelt mit sich allein, ist sein eigener Sokrates und sein eigener Agathon – Rückblick auf die lange Phase des Nicht-Malens.

Das Bedürfnis der DDR-Politik, auch über die Kunst im westlichen Ausland Anerkennung zu finden, hatte am Ende der siebziger Jahre die Situation der Künstler verändert. Persönliche Handschriften bis hin zum expressiven Action painting von Hartwig Ebersbach wurden, nachdem Erich Honecker 1971 „Weite und Vielfalt der Handschriften“ zur Anhebung des Qualitätsniveaus gefordert hatte, toleriert und durch den Staatlichen Kunsthandel gefördert, solange die Bildthematik das Gesellschaftssystem der DDR nicht in Frage stellte.

 

C. Schwindender Konsens zwischen der Staatsmacht und den Künstlern in den achtziger Jahren

I. Der Einfluß des Staatlichen Kunsthandels auf die Produktion und Wirkung der DDR-Kunst

1. Die ersten Präsentationen von DDR-Kunst im Westen

Durch die wachsende Zulassung von Galerien als Institutionen des Kulturbundes und des 1974 eingeführten Staatlichen Kunsthandels der DDR entstand ein – wenn auch kontrollierter – Kunstmarkt, der den Künstlern finanzielle Einnahmen erbrachte. Trotzdem blieben für jene Künstler, die keine privaten Sammler fanden, und für die jungen Absolventen der Hochschulen die Förderverträge staatlicher Institutionen und Betriebe die zentrale Einnahmequelle. Diese Entwicklung hatte jedoch zur Folge, daß durch Westausstellungen und große Sammlerankäufe bekannt gewordene Künstler wie Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig und Willi Sitte auf die Ausführung von Auftragskunst nicht mehr angewiesen waren. Das Interesse der westdeutschen und internationalen Öffentlichkeit an den Werken dieser Künstler war durch deren Teilnahme an der 6. documenta 1977 auf breiter Basis geweckt worden.

An diesen ersten großen Auftritt von DDR-Kunst im Westen schlossen sich kontinuierlich weitere Ausstellungen an, die wie die Wanderausstellung „Zeitvergleich– Malerei und Grafik aus der DDR“ 1982/83 zugleich Verkaufsausstellungen des Staatlichen Kunsthandels der DDR waren und von einfluß-reichen Museumsleuten, Kunstkritikern und Galerien protegiert wurden. In den begleitenden Katalogtexten wurde der Realismus ostdeutscher Prägung für die Kunst der siebziger Jahre als dynamische Methode apostrophiert, die dem „unhistorischen normativen Idealtypus“[40] der frühen Propagandakunst eine Absage erteilt. Im Mittelpunkt derartiger Präsentationen stand die Leipziger Schule als Zentrum der DDR-Kunst, in der seit 1972 zwei stilistische Stränge hervortraten: „Auf der einen Seite die formal an der Neuen Sachlichkeit orientierte, präzisund distanziert beschreibende Malerei, die ihre Inhalte über metaphorische Abkürzungen vermittelt und dabei Ansprüche an die assoziierende Phantasie des Betrachters stellt (Mattheuer, Stelzmann, Rink); auf der anderen Seite die von Kokoschka wie von Beckmann beeinflußte Malerei, deren Subjektivität im Ausdrucksgestus liegt (Heisig, Gille).“[41]

Sanktioniert worden waren dieseRichtungen durch Erich Honeckers Öffnung der Kultur zu „Weite und Vielfalt“ auf dem VIII. Parteitag der SED 1971 und durch Kurt Hagers richtungweisende Rede auf der 6. Tagung des ZK der SED 1972 „Zu Fragen der Kulturpolitik der SED“, in der es unter anderem hieß: „Gleichförmigkeit und Klischees, wie sie noch oft anzutreffen sind, mindern die Wirkungsfähigkeit der Künste. … Das Suchen nach neuen Formen, Mitteln, Techniken ist unerläßlich.“[42]Diese staatlich verordnete Stilmodernisierung geschah aus dem offenkundig gewordenen Mangel, wirkungsfähige und zeitgemäße Identifikationsformeln für die vorbildliche Persönlichkeit im sozialistischen Erziehungsauftrag der Kunst verfügbar zu haben. Darüber hinaus wollte Erich Honecker zu Beginn der siebziger Jahre auch die Kultur und die Kunst als Mittel zur staatlichen Anerkennung der DDR einsetzen.

2. Emanzipationsversuche gegenüber der staatlichen Bevormundung – Konfliktbilder

1972 wurden im Deutschen Bundestag die Ostverträge angenommen, und Ende 1972 wurde der Grundlagenvertrag zwischen den beiden Staaten in Deutschland unterzeichnet. Im Vorfeld dieser politischen Zielsetzung war es für die DDR wichtig, ein differenziertes Bild ihres Staates gerade auch durch die Kunst nach außen zu vermitteln. 1974 tilgte der SED-Staat alle Hinweise auf den Fortbestand einer einheitlichen deutschen Nation aus der 1968 verabschiedeten „sozialistischen Verfassung“ und versuchte statt dessen mit allen Mitteln – auch denjenigen der kulturellen Erberezeption –, die Eigenständigkeit der „sozialistischen Nationalkultur“ in der DDR zu etablieren. Nach 1971 explodierte nach Honeckers Aufforderung zur Ausbildung differenzierter Handschriften eine engagierte Kunst, die nicht nur auf schönfärberische Plakativität verzichtete, sondern statt der antagonistischen Polemik gegen den „Imperialismus in der Bundesrepublik“ erstmals auch Schwach-stellen im real existierenden Sozialismus der DDR aufzeigte. Beherrscht wurden solche Konfliktbilder im wesentlichen von der Grundfrage: Wie lassen sich die Bedürfnisse individueller Selbstverwirklichung mit den gesellschaftlichen Normen inEinklang bringen?

Das Arbeiterbild der siebziger Jahre thematisierte nun die Lebensqualität und den Sinnzusammenhang von menschlichen Verhaltensweisen in allen Bereichen des Alltags, und das Historienbild analysierte zunehmend das Nebeneinander von Fortschritt und Zerstörung im Technologiestreben der gesamten Menschheit. Trotz der von den Künstlern stets moderat formulierten Problemaussagen ihrer Konfliktbilder reagierte der Staatsapparat ab 1977 (nach der Ausbürgerung Biermanns) überängstlich auf den Emanzipationsversuch der Kunst aus den Zwängen der staatlichen Bevormundung. Mit Rücksicht auf die große Resonanz, die die argumentierende Konfliktmalerei im Westen, vor allem aber in der Bundesrepublik Deutschland erzielt hatte, richtete die Kulturpolitik der DDR ihre Disziplinierungsstrategien auf eine ideologische Kanalisierung der Inhalte. Sie verlangte ihren Künstlern nachdrücklich ein positives, pathetisches „Epochenbewußtsein“ mit nationalem sozialistischem Selbstgefühl als Abwehr gegen „Selbstzweifel“ und „Lebensangst“ ab und griff dabei auf die alten Maximen des Sozialistischen Realismus – sozialistischer Ideengehalt, Parteilichkeit und Volksverbundenheit – zurück.[43]

Als Folge dieser reaktivierten Reglementierung der Kunst durch den Staat war ab 1982 ein wachsendes Auseinanderklaffen der DDR-Kunstszene in unterschiedliche Abstufungen der Identifikation mit dem Staat festzustellen. Seitdem gab es eine Staatskunst, die sich – durchaus auch mit gelegentlichen kritischen Anmerkungen – an den ideologischen Vorgaben orientierte und dafür mit Ausstellungen des Staatlichen Kunsthandels im westlichen Ausland belohnt wurde. Der Staatliche Kunsthandel erwies sich als das effektivste Instrument der Kunstpolitik, um die an Westausstellungen beteiligten Künstler zu disziplinieren. Eigenwillige Künstler-persönlichkeiten wie Michael Morgner und Max Uhlig wurden zwar in den Kreis der ausstellungswürdigen Künstler – meist auf Wunsch der westdeutschen Partnerinstitutionen – aufgenommen, erhielten aber zu denEröffnungsveranstaltungen keine Besuchsgenehmigung, so daß es mit ihnen lange Zeit keinen direkten Dialog gab. Das Wort hatten allein die Verbandsfunktionäre unter den Künstlern und den Kunstwissenschaftlern der DDR. In der Angst, von Westausstellungen mit lukrativen Verkäufen an westdeutsche Sammler ausgeschlossen zu werden, war sicher auch die Tatsache begründet, daß kein vom Staatlichen Kunsthandel vertretener Künstler den Protest gegen die Biermann-Ausbürgerung 1976 unterschrieb. (Unterzeichner waren u. a. Jürgen Böttcher, Peter Graf, Wasja Götze, Nuria Quevedo, Peter Herrmann, Horst Sagert, Christa Sammler und Charlotte Pauly; Fritz Cremer zog seine Unterschrift auf Druck der Partei wieder zurück.)

Da anläßlich der Westausstellungen über das Qualitätsniveau der ostdeutschen Kunst lebhaft diskutiert wurde, sah sich der Staatliche Kunsthandel im Verlauf der achtziger Jahre gezwungen, auch Werke von Malern wie Harald Metzkes und Manfred Böttcher in den Kunstexport miteinzubeziehen, auf die sich 1961 die ideologischen Parteiangriffe anläßlich der Akademie-Ausstellung „Junge Künstler – Malerei“ konzentriert hatten.[44] Allerdings wurden die Geschehnisse von 1961 niemals erwähnt, geschweige denn gemaßregelte Werke aus dieser Zeit ausgestellt.

Daß Gerhard Altenbourg und Carlfriedrich Claus nicht ausgeklammert werden konnten, resultierte aus ihrem herausragenden Renommee im Westen; zugleich sollte sich an ihrer Integration das scheinbar liberale und dialogbereite Ausstellungskonzept des Staatlichen Kunsthandels dokumen-tieren. Die Vertreter des Propaganda-Realismus aus den fünfziger und sechziger Jahren verloren dagegen ihren früheren Einfluß. Maler wie Günther Brendel oder Gerhard Bondzin wurden niemals an den großen Exportausstellungen beteiligt, nur Walter Womacka brachte es fertig, mit der Übernahme von Pop-Art-Zitaten das Kaufinteresse des Sammlers Peter Ludwig anzuregen. Ansonsten aber stieß sein Stil-Eklektizismus im Westen auf wenig Resonanz, da der aufgesetzte Modernismus die verlogene Schönfärberei seiner Bilder nicht übertünchen konnte.

 

II. Wachsende künstlerische Freizügigkeit in der Auftragskunst

1. Verschiedene Modelle der Auftragsvergabe

Während es bis zu Beginn der siebziger Jahre im wesentlichen nur den Werkvertrag mit vor der Ausführung fixierten Honorar- und Materialkosten sowie kontrollierter inhaltlicher Festlegung gab, gewannen um die Mitte der siebziger Jahre Entwicklungsverträge mit privilegierten Vertragsbedingungen und großen inhaltlichen Spielräumen für die ausführenden Künstler zunehmende Bedeutung. „Experimente mit neuen Materialien, Untersuchungen spezifischer Form-Inhalt-Probleme oder die Beschäftigung mit neuen Themen waren ebenso Gegenstand solcher Verträge wie die kunstwissenschaftliche Konzipierung und Vorbereitung von Ausstellungen oder Dokumentationen. Entstanden während dieses Vertrags-zeitraumes Kunstwerke, so war dem Auftraggeber das Vorkaufsrecht eingeräumt, der Ankauf selbst aber Gegenstand eines gesonderten Vertrages.“[45]

Zum Auftragswesen zählten auch die Förderverträge mit Absolventen der Hochschulen. Damit war dem Ministerium für Kultur, das für diese Förderverträge eine zentrale Kommission unterhielt, die Möglichkeit einer gezielten Lenkung und Kontrolle gegeben. Die Honorierung der Förderverträge erfolgte aus Mitteln des Kulturfonds und war so bemessen, daß der Lebensunterhalt von den monatlichen Zuwendungen durchaus bestritten werden konnte. Die Ergebnisse der Förderverträge wurden in der Regel auf den Bezirksausstellungen beziehungsweise auf den großen Dresdner Kunstausstellungen gezeigt. Im Vorfeld der IX. Kunstausstellung der DDR in Dresden 1982/83 wurde einzelnenKunstwerken, die aus Förderverträgen entstanden waren, die Annahme für die Präsentation in Dresden verweigert. Die Auswahlkommission zensierte vor allem solche Bilder, die sich allzu kritisch mit gesellschaftspolitischen und ökologischen Problemen des DDR-Alltags auseinandergesetzt hatten. Für die gemaßregelten jungen Künstler war diese Zensur nicht selten der Anlaß, einen Ausreiseantrag zu stelllen. Im Westen wurde in der Regel über solche Fälle wenig bekannt, da das Ministerium für Kultur über den Verband Bildender Künstler und den Staatlichen Kunsthandel den Dialog mit dem Westen kanalisierte. Die Künstler, deren Werke zum Verkaufsrepertoire des Staatlichen Kunsthandels gehörten, konnten sich im Gegensatz zu jungen Hochschulabsolventen in wachsendem Maße individuelle Freiräume gegenüber der Auf tragskunst erobern. Die Anpassung an den Geschmack ihrer Sammler jenseits der DDR-Grenzen, wo man vor allem die allegorische Malerei schätzte, brachte nicht nur Reisevergünstigungen und die fünfzehn-prozentige Auszahlung der Honorare in Westdevisen, sie machte die privilegierten Künstler auch unabhängig von den Zwängen der Auftragskunst.

2. Abwandlung von Kunstaufträgen des Staates zum eigenen Auftrag

Diese Entwicklung begann mit der Einrichtung der Galerie im Palast der Republik 1976, die das Leistungs- und Wirkungs-vermögen der DDR-Malerei dokumentieren sollte. Die 16 von dem Altmeister Fritz Cremer ausgesuchten und durch den Minister für Kultur berufenen Maler erhielten durch das offen formulierte Generalthema „Dürfen Kommunisten träumen?“ praktisch keinerlei gestalterische oder thematische Einschränkung; jeder konnte ein Sujet aufgreifen, dem er sich bereits früher zugewandt hatte. Nur dadurch war es möglich, neben Werken von Gerhard Bondzin, Günther Brendel, Willi Neubert, Kurt Robbel, Günter Tiedeken und Walter Womacka auch solche von Wolfgang Mattheuer, René Graetz, Arno Mohr oder Bernhard Heisig, die sich bereits seit einiger Zeit der Auftragskunst generell entzogen hatten, jedoch außerhalb der DDR geschätzt wurden, in die Galerie zu integrieren. Daß die Galerie am Ende den Erwartungen der Staatsführung entsprach, erscheint heute im Rückblick eher fragwürdig.[46]

Daß auch die Ausführung der fünfteiligen Reliefwand, die der Bildhauer Werner Stötzer für das Marx-Engels-Forum im Zentrum Ost-Berlins vor dem Palast der Republik vornahm, den staatlichen Auftraggebern nicht behagte, kann man jedenfalls den Presserezensionen deutlich ablesen. 1974 hatte Stötzer den imposanten Auftrag übernommen, weil er ihm die einzigartige Gelegenheit bot, eine bewegte Figurenkomposition als monumentales Marmorrelief zu gestalten. Als die Entwürfe 1977 im Kontext einer Stötzer-Ausstellung in der Ost-Berliner Nationalgalerie der Öffentlichkeit erstmals vorgestellt wurden, fielen die Besprechungen im Hinblick auf das von Stötzer selbst gewählte Thema „Katastrophen und Idylle“ verhalten kritisch aus, so daß die Ausführung zunächst in Frage gestellt war. Als der Aachener Kunstsammler Peter Ludwig jedoch wenig später die Entwürfe erwarb, verstummte die Kritik, und der Bildhauer konnte die langwierige Ausführungsarbeit an dem Gesamt-ensemble beginnen, die erst 1986 abgeschlossen war.[47]

In diesem Zusammenhang ist die Tatsache bemerkenswert, daß sich kein einheimischer Künstler von Rang in den siebziger und achtziger Jahren für die pathetische Monumentalkunst der DDR im öffentlichen Raum zur Verfügung stellen wollte. Der Auftrag für das Berliner „Lenin-Denkmal“ (1970 aufgestellt) erging an den sowjetischen Bildhauer Nikolai Tomski, und sowohl für den pompösen „Karl-Marx-Kopf“ in Karl-Marx-Stadt als auch für das „Thälmann- Denkmal“ in Berlin wurde der Russe Lew Kerbel herangezogen. Dabei dürfte es der Kulturbürokratie kaum entgangen sein, daß diese Denkmallösungen dem Spott der Öffentlichkeit anheimfielen. Es wundert daher nicht, daß die Verantwortlichkeit für öffentliche Auftragskunst in den achtziger Jahren bei Großprojekten wie beispielsweise der Ausmalung des neuen Leipziger Gewandhauses von den Kulturorganen des Staates an prominente Künstlergremien delegiert wurde. Im Falle des neuen Leipziger Gewandhauses war jedoch der Maler Bernhard Heisig nur kurze Zeit bereit, diese Aufgabe zu übernehmen, so daß die Entscheidung über die Ausführungs-arbeiten schließlich allein von Kurt Masur getragen wurde. Die daraus resultierenden Konflikte mit dem Leipziger Maler Wolfgang Peuker haben Bärbel Mann und Jörn Schütrumpf im Katalog „Auftragskunst der DDR 1949-1990“ ausführlich dargelegt.[48] Nicht zuletzt bekundet dieses Beispiel den geringen Stellenwert, den die Auftragskunst bei den namhaften Künstlern der DDR in den achtziger Jahren noch besaß. Für die Künstler, die vom Staatlichen Kunsthandel vertreten wurden, war sie mehr oder weniger zur lästigen Pflicht geworden, der man sich entzog, wo immer es möglich war.

 

3. Ausstieg der jungen Künstler aus der Staatspolitik 

Junge Hochschulabsolventen verweigerten nach der Biermann-Ausbürgerung im November 1976 häufig jede Berührung mit der Kulturbürokratie und orientiertensich, dem Vorbild des Malerdissidenten Penck folgend, der sich der ideologischen Bevormundung strikt widersetzt hatte, am autonomen Selbstverständnis internationaler westlicher Kunst, über die man sich durch gelegentliche Ausstellungsbesuche in Westberlin und Buchpublikationen informierte.

Produzentengalerien wie die Clara-Mosch-Galerie in Annaberg bei Karl-Marx-Stadt und die Galerie Eigen + Art in Leipzig wagten ein alternatives Ausstellungskonzept zu den Galerien des Staatlichen Kunsthandels und des Kulturbunds. Ihre Veranstaltungen mit Performances eroberten sich rasch über die Grenzen der DDR hinaus durch Mundpropaganda Resonanz, zumal inzwischenetablierte Künstler wie Carlfriedrich Claus, Hartwig Ebersbach oder Michael Morgner derartige Initiativen aktiv unterstützten. Die Kulturadministration reagierte mit intensiver Bespitzelung, umfangreichen Ausbürgerungsaktivitäten, aber ab 1988 auch mit vorsichtigen Integrationsversuchen der autonomen Bewegung in die offizielle DDR-Kunstszene, vermochte jedoch die Kluft zwischen den Verbandskünstlern und den nonkonformistischen Aussteigern nicht mehr zu überbrücken. Symptomatisch für die Agonie der Kulturbürokratie wird schließlich die wider-sprüchliche Praxis von Reisegenehmigungen und  restriktiven Maßnahmen, wird das Erlebnis eines auf der Ausreisewarteliste stehenden Schülers von Hartwig Ebersbach, der im Abfallcontainer der Berliner Akademie der Künste hunderte von ehemals angekauften grafischen Arbeiten jener Künstler findet, die ihre Ausreise bereits angetreten hatten. Nach der Wende muß Bernhard Heisig die schmerzliche Erfahrung machen, daß er vom Autor seiner großen Monographie, Karl Max Kober, über Jahre hinweg bespitzelt worden war. Als betrogener Genosse trat Heisig im Dezember 1989 aus der SED aus und gab seine Nationalpreise zurück mit der Begründung, er hätte vom „bisher bekannt gewordenen Ausmaß an Machtmißbrauch und Korruption in der ehemaligen Führungsspitze der DDR“ nichts gewußt.[49]

 

D. Schlußfolgerungen

1990 entzündete sich eine lebhafte Diskussion, bei der von westdeutschen Kunstkritikern und Künstlern die Frage gestellt wurde, wer von den Künstlern aus der ehemaligen DDR zu den Staatsverwesern des Sozialistischen Realismus gehört und damit dem Fortbestand des Systems gedient habe. Der polemische Vorwurf richtete sich dabei vor allem gegen Bernhard Heisig, Werner Tübke und Wolfgang Mattheuer, die nach der Wende auf ihre kritische Distanz gegenüber dem Regime hinwiesen, obwohl sie zu den Hauptrepräsentanten des Staatlichen Kunsthandels der DDR gehört und die entsprechenden Privilegien genossen hatten. Vergleicht man ihre Werke mit den Elaboraten der Beeskow-Sammlung, so wird die Notwendigkeit des differenzierenden Blicks evident.

Während die in Beeskow versammelten Werke kritiklos die von den Mächtigen gewünschten Illusionsbilder jenseits aller Realität bereitstellten, diagnostizierten Maler wie Bernhard Heisig oder Wolfgang Mattheuer das Zeitbewußtsein aus der Perspektive des Ortes, an dem sie sich befanden. „Ort“ ist dabei sowohl geographisch als auch geistig gemeint. Kein Künstler muß ein Held sein; zumindest kann niemand aus dem freien Teil Deutschlands verlangen, die ostdeutschen Künstler hätten Helden sein sollen. Helden waren sie nicht, aber sie schufen – durch ihre Privilegien dazu fähig – Bilder, in denen sich die komplizierte Mentalität der DDR-Gesellschaft widerspiegelt.

Einer der berühmtesten Historienmaler der europäischen Geschichte, der Franzose Jacques Louis David, war sicher kein Held, sondern eher ein „Wendehals.“ Doch seine Apotheose auf Napoleon I. von 1806/07 hängt heute ebenso im Louvre wie „Der Schwur der Horatier“ von 1784, und das Bild des ermordeten Marat in der Badewanne von 1793, das der Maler mit ins Brüsseler Exil nahm, würden die Franzosen heute gern neben den beiden anderen Gemälden im Louvre haben, denn als Rückschau auf die Geschichte sind alle drei Gemälde Jahrhundertbilder. Das Beispiel will sagen, daß erst eine zukünftige differenzierende Sichtung des künstlerischen Nachlasses aus der DDR angemessene Wertungen vollziehen wird. Um diese Forschungsaufgabe zu gewährleisten, bedarf es der Archivierung und Ausstellung des gesamten Nachlasses, und zwar nicht nur der museumswürdigen Bilder, sondern auch dessen, was sich in Schloß Beeskow bisher angesammelt hat und weiterhin ansammeln wird.



[1]   Martin Warnke: Wohin mit der Kunst?, in: Deutsches Historisches Museum (Hrsg.): Auf der Suche nach dem verlorenen Staat. Die Kunst der Parteien und Massenorganisationen der DDR, Berlin 1993, S. 161 f.

[2]   Siehe dazu Michael Freitag: Wann wird ein Kunstwerk Dokument? Kunst aus der DDR – Fragen an die Rezeption, in: neue bildende kunst – Zeitschrift für Kunst und Kritik, Dezember 1995 – Januar 1996, Heft 6, S. 14-18, hier S. 17.

[3]   Monika Flacke: Einführung, in: Dies. (Hrsg.): Ausstellungskatalog Auftragskunst der DDR 1949-1990, Deutsches Hisorisches Museum, Berlin/München 1995, S. 10.

[4]  Siehe dazu Jörn Schütrumpf: Auftragspolitik in der DDR, in: Auftragskunst der DDR 1949-1990, S. 13, und Bernd Lindner: Kunstrezeption in der DDR, in: Günter Feist/Eckhart Gillen/Beatrice Vierneisel (Hrsg.): Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945-1990. Aufsätze – Berichte – Materialien, Köln 1996, S. 63.

[5]  Lindner: Kunstrezeption in der DDR, in: Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945-1990 (Anm. 4), S. 65.

[6] Anton Ackermann: Vortrag auf der Ersten Zentralen Kulturtagung der KPD, in: Neues Deutschland vom 23.4.1948.

[7]   Carl-Ernst Matthias: Künstlerkongreß in Dresden, in: bildende kunst, 1947, Heft 1,S. 5.

[8]   Jens Semrau: Keine ASSO! Fritz Duda und die Arbeitsgemeinschaft der in der SED organisierten bildenden Künstler, in: Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945-1990 (Anm. 4), S. 127-138, hier S. 128.

[9]   Ebenda, S. 135.

[10]Schütrumpf: Auftragspolitik in der DDR, in: Auftragskunst der DDR 1949-1990 (Anm. 4), S. 14.

[11]   Alexander Dymschitz: Über die formalistische Richtung in der deutschen Malerei, in: Tägliche Rundschau vom 24.11.1948.

[12]   Zentralverordnungsblatt, Teil I, Jg. 1949, Nr. 78 (Ausgabetag 15. September 1949), S. 689-690.

[13]   Schütrumpf: Auftragspolitik in der DDR, in: Auftragskunst der DDR 1949-1990 (Anm. 4), S. 14.

[14]   Siehe hierzu Hans Georg Sehrt: Die Galerie Henning in Halle 1947-1962, in: Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945-1990 (Anm. 4), S. 237-251, hier S. 239.

[15]   Rolf Friedmann: Kunst oder Dekadenz? Zu den Ausstellungen in der Galerie Henning, in: Monatsheft für Halle und Saalkreis – Kulturspiegel, Februar 1958, S. 96 f.

[16]   Andreas Schätzke: Rückkehr aus dem Exil. Zur Remigration bildender Künstler in die SBZ/DDR, in: Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945-1990 (Anm. 4), S. 106.

[17]   Ule Lammert: Erinnerungen an Peredelkino, 1987, in: Markus Wolf: Die Troika, Düsseldorf 1989, S. 176.

[18]  Volkhard Knigge: Fritz Cremer – Buchenwald-Denkmal – Auftraggeber: Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, in: Auftragskunst der DDR 1949-1990 (Anm. 4), S. 107-115.

[19]   Ebenda, S. 111 f.

[20]  Wilhelm Girnus: Die Entwürfe zum Buchenwald-Ehrenmal, in: Neues Deutschland vom 2.7.1952.

[21]   Knigge, Fritz Cremer – Buchenwald-Denkmal, in: Auftragskunst der DDR 1949-1990 (Anm. 4),S. 114.

[22]   Siehe hierzu Petra Roettig: Max Lingner. Die Bedeutung des Friedens für die kulturelle Entwicklung der Menschheit und die Notwendigkeit des kämpferischen Einsatzes für ihn, in: Auftragskunstder DDR 1949-1990 (Anm. 4), S. 59-66.

[23]   1958 beschrieb der Kunstwissenschaftler Ulrich Kuhirt die vorrangige Aufgabe der Künstler damit, sie hätten „die reiche kulturelle Entwicklung und Bildung der Arbeiterklasse“ zu fördern und dies „als die höchste Berufung unserer Kunst“ anzusehen. Ulrich Kuhirt: Über Wege und Ziele der sozialistischen Kunst, in: Einheit, 1958, Heft 6, S. 837-854, hier S. 847.

[24]   Siehe hierzu: Karin Thomas: Zweimal deutsche Kunst nach 1945. 40 Jahre Nähe und Ferne, Köln 1985, S. 59-64.

[25]   Rede Walter Ulbrichts auf der 2. Bitterfelder Konferenz, in: Neues Deutschland vom 28.4.1964:„Die enge Verbindung zum Leben, zu den Menschen des sozialistischen Alltags, zu ihren Erfolgen und  Konflikten, die Eigenschaft, auch als Künstler, gewissermaßen in seinem zweiten Beruf, dort hinzugehen, wo Neues  durchgesetzt werden muß, und an der Auseinandersetzung mit den Widersprüchen unserer sozialistischen Entwicklung teilzunehmen, sind Charakterzüge, die den neuen sozialistischen Künstler ebenso wie den neuen Typ des Wirtschaftsleiters oder des politischen Funktionärs auszeichnen.“

[26]   Karin Thomas: „Man hatte keine Wahl…“ – Dieter Goltzsches Studienjahre in Dresden und Berlin 1952-1959, in: Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945-1990 (Anm. 4), S. 284-289, hier S. 288.

[27]   Michael Freitag: Wann wird ein Kunstwerk Dokument?, in: neue bildende kunst, Dezember 1995 – Januar 1996, Heft 6, S. 14.

[28]  Günter Meißner: Werner Tübke. Leben und Werk, Leipzig 1989, S. 50.

[29]   Siehe hierzu Hubertus Gaßner: Alfred Kurella – Wandervogel auf bitterem Feldweg. Eine Porträtskizze, in: Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945-1990 (Anm. 4), S. 654-673, hier S. 670 ff.

[30]   Siehe hierzu Harald Olbrich: Ästhetische Subjektivität oder Subjektivismus? in: Bildende Kunst, 1966, Heft 5, S. 272 f.

[31]   Anonym: Probleme und Diskussionen, in: Bildende Kunst, 1966, Heft 2, S. 66.

[32]  Karl Max Kober: Von der Chance, an einem Weltbild mitzuwirken. Zu Bernhard Heisigs Bildern über die Pariser Kommune, in: Bildende Kunst, 1972, Heft 9, S. 447-449, hier S. 448 f.

[33]   Siehe dazu Eckhart Gillen: Der entmündigte Künstler, in: Kunstdokumentation  SBZ/DDR 1945-1990 (Anm. 4), S. 12 ff.

[34]   Siehe dazu Lucius Grisebach/Thomas Kirchner/Jürgen Schweinebraden: Biografie [von Penck], in: Lucius Grisebach (Hrsg.): A. R. Penck. Ausstellungskatalog Nationalgalerie Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz, Berlin-West, Kunsthaus Zürich 1988, S. 14 ff.

[35]   Siehe dazu Gunar Barthel, in: Ausstellungskatalog Strawalde – Bilder und Zeichnungen, Galerie oben, Karl-Marx-Stadt 1985, S. 2.

[36]   Städtische Museen Karl-Marx-Stadt und Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster (Hrsg.): Ausstellungskatalog Carlfriedrich Claus – Erwachen am Augenblick –Sprachblätter, 1990.

[37]   So war Carlfriedrich Claus in der ersten großen Verkaufsausstellung des Staatlichen Kunsthandels der DDR: Zeitvergleich – Malerei und Grafik aus der DDR 1982-1984, vertreten.

[38]   Henry Schumann: Leitbild Leipzig. Beiträge zur Geschichte der Malerei in Leipzig von 1945 bis Ende der achtziger Jahre, in: Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945-1990 (Anm. 4), S. 517.

[39]   Nach schriftlicher Information von Hartwig Ebersbach (7.11.1996) an die Autorin hatten die Mütter der beiden Künstler gemeinsam eine Krankenschwesternausbildung in Leipzig absolviert und waren seitdem eng miteinander befreundet. Ebersbachs Freundschaft mit Rainer Dillen bestand bereits seit den fünfziger Jahren.

[40]   Peter H. Feist: Aktuelle Tendenzen in der sozialistisch-realistischen Kunst der DDR (II), in: Bildende Kunst, 1976, Heft 8, S. 410-442, hier S. 412.

[41]   Uwe M. Schneede: Farbe und merkwürdiges Vorbild ins Land tragen. Entwicklungen in der Kunst der DDR, in: Art – das Kunstmagazin (Hrsg.): Ausstellungskatalog Zeitvergleich. Malerei und Grafik aus der DDR, Hamburg 1982, S. 23.

[42]   Kurt Hager: Zu Fragen der Kulturpolitik der SED, in: Neues Deutschland vom 8.7.1972.

[43]   Siehe dazu Helga Möbius/Peter Pachnicke: Alltag und Epoche, in: Ministerium für Kultur der DDR, Verband Bildender Künstler der DDR (Hrsg.): Ausstellungskatalog Alltag und epoche. Weke bildender Kunst der DDR aus fünunddreißig Jahren, Berlin 1984, S. 9-19.

[44]   Siehe hierzu Bärbel Mann: Auftragskunst zwischen politischem Diktat und künstlerischer Freizügigkeit, in: Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945-1990 (Anm. 4), S. 582-597, hier S. 588 f.

[45]   Ebenda, S. 588.

[46]   Bärbel Mann/Jürgen Schütrumpf: Galerie im Palast der Republik – Auftraggeber: Ministerium für Kultur, in: Auftragskunst der DDR 1949-1990 (Anm. 4), S. 245-260.

[47]   Siehe hierzu Fritz Jacobi: „Zorn war für mich nie produktiv.“ Bildhauer und Auftragskunst in der DDR: Gustav Seitz – Werner Stötzer – Wieland Förster, in: Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945-1990 (Anm. 4), S. 466-477, hier S. 473 f.

[48]   Bärbel Mann/Jörn Schütrumpf: Neues Gewandhaus Leipzig – Auftraggeber: Abteilung Kultur des Rates des Bezirkes Leipzig, in: Auftragskunst der DDR 1949-1990 (Anm. 4), S. 296-308.

[49]   Eckhart Gillen: Der entmündigte Künstler, in: Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945-1990 (Anm. 4),S. 14.

 

In: Materialien der Enquete-Kommission „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit“ (13. Wahlperiode des Deutschen Bundestages) hrsg. vom Deutschen Bundestag. Baden-Baden: Nomos 1999, Bd.IV/2, S. 1815-1845.

Gespräche

Gespräche

Gespräch mit Cony Theis. In: Cony Theis: Gefangene Geheimnisse/Imprisoned Secrets, KERBER ART, Berlin/Bielefeld 2016, S. 70-77 u. S. 152-153.
Karin Thomas (Marion Leske). In: Kunstzeitung, März 2011, S. 024.
Karin Thomas – Ein Versuch über die gesamtdeutsche Kunst. Im Gespräch mit Heinz-Norbert Jocks. In: Deutschland Archiv, 36. Jg. (2003), H. 3, S. 508-513.
DuMont Verlag: Karin Thomas blickt zurück(Sabine Schütz). In: Kunstzeitung 8/2003, S.4.
Im Gespräch…Elmar Faber und Karin Thomas
(13. September 1998).
In: Barbara Barsch/Gabriele Muschter (Hrsg.): Deutsche Lebensläufe. Gespräche zwischen Ost und West. Berlin: Bostelmann & Siebenhaar 2000, S. 91-101.
Zur Person Karin Thomas Cheflektorin bei DuMont. In: Zyma. Kunstmagazin, 7. Jg., Nr.6, Dezember/Januar 1988/89, S. 13-15.

Zeitungsartikel

Zeitungsartikel

Freundesquartett in zwei Paarungen. In: Der Tagesspiegel, 29. August 1993 (Nr. 14 660), S. 23.
Gründerzeit an der Pleiße. Bürgerinitiative für ein Stiftermuseum (Leipzig will alte Kunstradition erneuern). In: Kölner Stadt-Anzeiger, 28. November 1990 (Nr. 278), S.35.
Marcel Odenbachs Videoarbeiten machen betroffen(KaTh). In: Kölner Stadt-Anzeiger, 28. November 1990 (Nr. 278), S.35.
Mixtur vieler Handschriften. 350 Bilder aus den letzten 40 Jahren (Das Dresdner Albertinum zeigt Werke aus der früheren DDR „ausgebürgerter“ und emigrierter Künstler). In: Kölner Stadt-Anzeiger, 31. Oktober 1990 (Nr. 255), S.10.
Erinnerungsbilder. Luka Lasareishvili aus Tiflis bei Friedrich. In: Kölner Stadt-Anzeiger, 28./29. April 1990 (Nr. 99), S. 12.
Wo Bilder zum religiösen Bekenntnis werden („Georgia on my mind“: In der Kölner DuMont Kunsthalle zeigen vier Maler aus Georgien ihre Werke). In: Kölner Stadt-Anzeiger, 4. April 1990 (Nr. 80), S. 36.
Mythos reiner Malerei. In: Kölner Stadt-Anzeiger, 4. April 1990 (Nr. 80), S. 36.
Der Betrachter von Kunst braucht ein geschultes Auge. In: Stuttgarter Nachrichten, 24. September 1979.

Rezensionen

Rezensionen

Deutsche Kunst-Geschichten zwanzig Jahre nach der „Wende“ (Anke Kuhrmann, Doris Liebermann, Annette Dorgerloh: Die Berliner Mauer in der Kunst. Bildende Kunst, Literatur und Film (Beiträge zur Geschichte von Mauer und Flucht. Herausgegeben von der Stiftung Berliner Mauer), Berlin: Ch. Links 2011; Kunst in Ost und West seit 1989. Rückblicke und Ausblicke, Hg. Präsident und Direktorium der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, Göttingen: Wallstein 2010; Franziska Dittert: Mail Art in der DDR. Eine intermediale Subkultur im Kontext der Avantgarde, Berlin: Logos 2010; Gundula Schulze Eldowy: Berlin in einer Hundenacht/Berlin on a Dog's Night. Fotografien/Photographs 1977–1990, Leipzig: Lehmstedt 2011; Gundula Schulze Eldowy: Am fortgewehten Ort. Berliner Geschichten, Leipzig: Lehmstedt 2011.) In: Deutschland Archiv, 45. Jg. (2012) H.1, S. 161 – 171.

Auch deutschland archiv online 2/2012: http://www.bpb.de/geschichte/zeitgeschichte/deutschlandarchiv/74971/kunst-geschichten?p=all
Deutsch-deutsche Kunstgeschichte (Bernd Lindner, Verstellter, offener Blick. Eine Rezeptionsgeschichte bildender Kunst im Osten Deutschlands 1945-1995. Köln: Böhlau 1998). In: Deutschland Archiv, 32. Jg., H. 3, Mai/Juni 1999, S. 484-487.
Neues über die Kunst der DDR (Ulrich Kuhirt, Kunst der DDR, 2 Bde., Leipzig: Seemann 1982/83; Rudolf Mayer, Gedruckte Kunst - Wesen, Wirkung, Wandel, Dresden: Verlag der Kunst und Stuttgart: Hatje 1984; Schriftenreihe DDR-Kultur, hrsg. vom Paul-Löbe Institut, Hefte 1 und 2, Berlin 1981/82). In: Deutschland Archiv 17. Jg., H. 8, August 1984, S. 880-884.
Bernhard Heisig – Ernst Hassebrauk. Zwei Monografien

(Karl Max Kober: Bernhard Heisig, Dresden: Verlag der Kunst 1981; Dieter Hoffmann: Ernst Hassebrauk, Stuttgart und Zürich: Belser 1981). In: Deutschland Archiv, 16. Jg., H. 3, März 1983, S. 311-313.
Zehn Jahre sind ein weiter Weg(Paul Maenz 1970-1980. Der Blick zurück ist ein Blick auf die Gegenwart und/oder Die Wahrheit hat viele Brüste. Köln: Galerie Maenz 1981). In: Galerie der Künste (mit connaissance des arts), H. 7/81, S. 97.
Der Maler als Sprachphilosoph (Ralf Schiebler, Die Kunsttheorie René Magrittes, München: Carl Hanser 1981; André Blavier, René Magritte, Sämtliche Schriften, München: Carl Hanser 1981). In: Weltkunst, 52. Jg. (1982), H. 4, 15. Februar 1982, S. 314-315.

Beiträge in Lexika und Nachschlagewerken

Beiträge in Lexika und Nachschlagewerken

Kultur. In:Werner Weidenfeld/Karl-Rudolf Korte (Hrsg.): Handbuch zur deutschen Einheit 1949 – 1989 – 1999. Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung und Frankfurt/Main: Campus 1999, S. 510-523.
Kunst. In: Werner Weidenfeld/Karl-Rudolf Korte (Hrsg.): Handbuch zur deutschen Einheit, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung und Frankfurt/Main: Campus 1993, S. 426-435.
Bildende Kunst. In: DDR Handbuch (Wissenschaftliche Leitung: Hartmut Zimmermann unter Mitarbeit von Horst Ulrich und Michael Fehlauer), hrsg. vom Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen. Köln: Wissenschaft und Politik,

3. überarb. u. erw. Aufl. 1985, Bd. 1 A-L, S. 227-235
Kunsthandel. In: DDR Handbuch (Wissenschaftliche Leitung: Hartmut Zimmermann unter Mitarbeit von Horst Ulrich und Michael Fehlauer), hrsg. vom Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen. Köln: Wissenschaft und Politik,

3. überarb. u. erw. Aufl. 1985, Bd. 1 A-L, S. 776-777.
Verband Bildender Künstler (VBK) der DDR. In: DDR Handbuch (Wissenschaftliche Leitung: Hartmut Zimmermann unter Mitarbeit von Horst Ulrich und Michael Fehlauer), hrsg. vom Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen. Köln: Wissenschaft und Politik, 3. überarb. u. erw. Aufl. 1985, Bd.2

M-Z, S. 1402-1403.
Kunstrichtungen des 20. Jahrhunderts. In: Die Kunst (Reihe „Wissen im Überblick“), Freiburg u.a.: Herder 1972, S.606-624.
Mischformen in der modernen Kunst. In: Die Kunst.Wege zum Verständnis der Kunst: Künstler, Kunstwerk, Kunsterleben, Gattungen, Stile (Reihe „Wissen im Überblick“), Freiburg u.a.: Herder 1972, S.381-397.
Lexikalische Beiträge in: Dictionary of Twentieth Century Art, London und New York:Phaidon 1973.

Texte in Ausstellungskatalogen und Katalogbüchern

Texte in Ausstellungskatalogen und Katalogbüchern

Gespräch mit Cony Theis. In: Cony Theis: Gefangene Geheimnisse/Imprisoned Secrets, KERBER ART, Berlin/Bielefeld 2016, S. 70-77 u. S. 152-153.
Karl Kunz – neu entdeckt. In: Karl Kunz (1905-1971), Ausst.-Kat Von der Heydt Museum, hrsg.von Antje Birthälmer und Gerhard Finckh, Wuppertal 2014 S.15-57.
Bilder aus dem Proberaum der 1980er Jahre. In: Heribert C. Ottersbach: Bilder aus dem Proberaum. Arbeiten der frühen 80er, Ausst.-Kat. hrsg. von Michael Beck und Ute Eggeling,: Düsseldorf: Beck&Eggeling Kunstverlag 2013 S. 8-41.
„Karin Thomas 1975“. In:Ausst.-Kat. Heinz Mack, hrsg .von der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland Bonn. Köln: snoeck verlagsgesellschaft 2011, S. 137.
Hans Broschs selbstreferenzielle Malerei und ihre Kontexte. In: Hans Brosch. Ausst.-Kat. Stiftung Galerie für Zeitgenössische Kunst in Leipzig 22. Januar bis 5. April 2010. Nürnberg: Verlag für Moderne Kunst 2010, S. 46-52.
Expeditionen eines Bilderkämpfers. In: Igor Oleinikov Sturm. Dresden: Sandstein Verlag 2008, S. 7-9.
Cony Theis >Bilde Male< (Körpersprache als Persönlichkeitszeichen). In: Kunst körperlich Part II. Ausst.-Kat. Kunsthalle in der Dominikanerkirche, Osnabrück 2008,
S. 86-87.
Das Objekt als Subjekt in den Keramiken von Grita Götze. In: Grita Götze Keramik/Ceramics. Nürnberg: Verlag für Moderne Kunst 2006, S. 23-24.
„Das Paradies auf Erden schon zu Lebzeiten betreten“. Gartenkünstlerische Aspekte bei Heinz Mack. In: Mack. Transit zwischen Okzident und Orient. Faszination und Inspiration der islamischen Kultur. Ein Werk-Aspekt 1950-2006. Köln: DuMont 2006, S. 43-49.
Avantgarde-Kunst im Fokus der CROSSART-Museen. In: CROSSART Van Gogh bis Beuys Van Gogh tot Beuys. Meisterwerke der Moderne aus zehn deutschen und niederländischen Museen. Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz 2005,
S. 193-226.
Wiedergefundene Zeit im Bildersaal der deutschen Geschichte – Renovierte Historienmalerei bei Moritz Götze. In: Bildersaal deutscher Geschichte. Kunstmuseum Unser Lieben Frauen Magdeburg 2004, S. 6-15.
„Grabungen in den Wildnissen“ der frühen Nachkriegsjahre bei Gerhard Altenbourg. In: Ausst.-Kat. Berlin – Moskau 1950 - 2000, hrsg. von Pawel Choroschilow, Jürgen Harten, Joachim Sartorius und Peter-Klaus Schuster, Martin-Gropius-Bau, Berlin 2003, S. 58.
Perspektivenwechsel. In: Cony Theis: Zeit richten. Ausst.-Kat. 2003 – 2004. Köln: Salon Verlag 2003, S.7-9.
Das Aufscheinen des Unvertrauten in den Bildern von Christian Macketanz. In: Christian Macketanz. Köln: DuMont 2003, S. 7-15.
Ritual und Sinn. Gedankensplitter zu den Papstbildern von Cornelia Schleime. In: Cornelia Schleime „Das Paradies kann warten“. Ausst.-Kat. Galerie Michael Schultz Berlin 2003, S. 5-9.
Anselm Kiefer Das Ich in der Geschichte. In: Museum Küppersmühle – Sammlung Grothe. Köln: DuMont 1999, S. 139-141. (Wiederabdruck in: Gesammelte Räume – gesammelte Träume: Kunst in Deutschland von 1960 bis 2000. Bilder und Räume aus der Sammlung Grothe im Martin-Gropius-Bau, 21. November 1999 bis 6. Februar 2000. Köln: DuMont 1999, S. 242-245.
Gartenkünstlerische Aspekte bei Heinz Mack. In: Utopie und Wirklichkeit im Werk von Heinz Mack, hrsg. von Wieland Schmied. Köln: DuMont 1998, S. 271-275.
Eingeschränkte Wahrnehmung – Der Blick von West nach Ost. In: Ausst.-Kat. Souveräne Wege 1949-1989. Sechs Künstler in der DDR (Gerhard Altenbourg, Carlfriedrich Claus, Hermann Glöckner, Eberhard Göschel, Michael Morgner, Max Uhlig), hrsg. v. Jenaer Kunstverein e. V. Städtische Museen Jena 1997, S. 6-11.
Der frühe Beuys – gesehen aus den Koordinaten des Kreuzes. In: Joseph Beuys und das Mittelalter, hrsg. v. Hiltrud Westermann-Angerhausen in Zusammenarbeit mit Dagmar Täube. Ostfildern-Ruit: Cantz 1997, S. 122-135.
Krise und Ich-Findung im künstlerischen Psychogramm Freundesbild und Selbstporträt. In: Deutschlandbilder. Kunst aus einem geteilten Land, hrsg. von Eckhart Gillen. Köln: DuMont 1997, S.545-555.
„Kulissenzauber mit Kamera und Pinsel“. Karin Thomas im Gespräch mit Florian Merkel am 24. April 1996 in Berlin. In: Körper & Betrug Body & Deception. Einjährige Ausstellung in der Galerie Wohnmaschine 1996, S. 20-28.
"Die doppelte Wahrheit" - Christliche Ikonographie bei Michael Morgner und Felix Droese. In: Westchor Ostportal.12 Positionen zeitgenössischer Kunst in Deutschland, hrsg. von Gabriele Muschter und Klaus Honnef, Stiftung NEUE KULTUR, Berlin 1995, S. 27-31.
Die skripturale Bildwelt von Irmgard Horlbeck-Kappler. In: Irmgard Horlbeck-Kappler. Siegburg:Rheinlandia Verlag 1995, S. 57-62.
Eva Thomkins: „Streben zur Farbe“. In: Die Thomkins – eine Künstlerfamilie. Ausst.-Kat. Haus am Lützowplatz, Berlin 13. Februar – 10. April 1994, S. 17-19.
Günter Horlbeck – ein Wanderer in Grenzbereichen.In: Ausst.-Kat. Günter Horlbeck Malerei. Universität Leipzig, Ausstellungszentrum u.a. 1992, S. 3/6.
Werner Stötzer im Gespräch mit Karin Thomas. „Am Stein fühle ich mich wie ein Mensch, der vollkommen frei ist von Hemmungen und Zwängen“. In: Werner Stötzer Skulptur und Zeichnung [hrsg. von der Akademie der Künste zu Berlin, der Landesregierung Nordrhein-Westfalen und dem Landschaftsverband Rheinland]. Köln: DuMont 1991, S. 43-51.
Affiches lacérées – die Beseelung der Objekte.In: Ausst.-Kat. Dufrêne, Hains, Rotella, Villeglé. Galerie Michael, Darmstadt 1990.
Individualität als subversive Strategie der Rebellion. In: Bilder aus Deutschland. Eine Ausstellung des Museum Ludwig. Heidelberg: Edition Braus 1990, S. 16-27.
Christa Näher im Gespräch mit Karin Thomas. „Jeder muß seinen eigenen Wahnsinn bearbeiten“. In: Zeitzeichen. Stationen Bildender Kunst in Nordrhein-Westfalen, hrsg. von Karl Ruhrberg. Köln: DuMont 1989, S. 419-424.
Ulrike Rosenbach im Gespräch mit Karin Thomas. „Glauben Sie nicht, daß ich eine Amazone bin…“. In: Zeitzeichen. Stationen Bildender Kunst in Nordrhein-Westfalen, hrsg. von Karl Ruhrberg. Köln: DuMont 1989, S. 406-410.
Profile einer postfeministischen Frauenkunst. In: Zeitzeichen. Stationen Bildender Kunst in Nordrhein-Westfalen, hrsg. von Karl Ruhrberg. Köln: DuMont 1989, S. 411-417.
Kunst ist wie Philosophie.In: Heribert C. Ottersbach Väter und Söhne 1985/1986, hrsg. von Karin Thomas, Köln 1987,o. S. (4 Seiten)
Sich selbst nie sein. In: Heribert C. Ottersbach Ein Mann gibt Auskunft. Ausst.-Kat. Dresdner Bank AG, Frankfurt/M. November 1985 – Januar 1986, S. 13-15.
Die ‚Freien’ und ihr ‚Profil’ ohne Programmatik zu sein. In: Profil Schilderijen Objecten Installaties Performances. Provinciaal Museum Hasselt 29.10./4.12.1983 (deutsche Übersetzung im flämischen Katalog), o. S. (6 Seiten).
Katalog: Biografische Texte(mit Winfried Konnertz). In: Laszlo Glozer: Westkunst. Zeitgenössische Kunst seit 1939. Köln: DuMont 1981, S. 336-495.
Friedrich Teepe. In: Friedrich Teepe Bilder Objekte. Ausstellung in der Dominikanerkirche 22. März bis 20. April 1981. Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück, o. S.(5-7)
Hannah Höch, das „tüchtige Mädchen“ – mit einem feministischen Fragezeichen. In: Hannah Höch. Fotomontagen – Gemälde – Aquarelle, hrsg. von Götz Adriani. Köln: DuMont 1980, S. 67-78.
Ich versuche in der Lücke zwischen Kunst und Leben zu wirken.Rauschenbergs Weg zu einem >Neuen Realismus< in den fünfziger Jahren.In:Götz Adriani: Robert Rauschenberg Zeichnungen, Gouachen, Collagen 1949 bis 1979. München: Piper 1979, S. 173-179.
Gespräche mit Victor Bonato. In: Bonato. Published by edition A. Stringer, New York 1974, o. S. (4-6).
Ulrich Rückriem – Die Skulptur als Arbeitsprozeß. In: das kunstwerk, XXVI, Juli 1973, S. 3-12 (Nachdruck in: Texte über Ulrich Rückriem. Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen Düsseldorf, Kölnischer Kunstverein, Städtisches Museum Abteiberg Mönchengladbach 1987, S. 62-68.)
Interview Karin Thomas – Klaus Rinke. Köln, 4. September 1972. In: Klaus Rinke. Zeit Time Raum Space Körper Body Handlungen Transformations, hrsg. von Götz Adriani. Köln: M. DuMont Schauberg 1972, S. 15-20.

Aufsätze

Aufsätze

Kunst und Künstler im geteilten Deutschland. In: KUNSTFORUM INTERNATIONAL, Bd. 236, Oktober-November 2015, S. 32-49.
1 Kunstforum
Hubertus Giebe – Malen gegen Widerstände. In: Hubertus Giebe. „Malen ist Denken in Bildern, am Rande der Sprache“, Berlin: Akademie der Künste (Archiv-Blätter 23) 2015, S. 7 – 15
2 Hubertus Giebe
Karl Kunz –Einzelgänger der Moderne. In: Karl Kunz Malerei 1921-1970 Saarbrücken: Verlag St. Johann 2015, S. 8-49.
Re-Visionen eines Bilderstreites. Ausstellungen deutscher Kunst zwischen 1997 und 2012. In: Karl-Siegbert Rehberg/Paul Kaiser (Hrsg.): Bilderstreit und Gesellschaftsumbruch. Die Debatten um die Kunst in der DDR im Prozess der deutschen Wiedervereinigung,) Berlin/Kassel: Siebenhaar 2013, S.151-165.
Mit den Worten leben die Bilder. In: Stimmen der Freunde. Gerhard Wolf zum 85. Geburtstag, hrsg. von Friedrich Dieckmann, Berlin: Verlag für Berlin- Brandenburg 2013, S. 177-178.
Aufstand der Bilder. deutschland archiv online http://www.bpb.de/53042/aufstand-der-bilder (10.8.2011)
Eine ost-westdeutsche Freundschaft. In: Klaus Werner: Für die Kunst. Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König 2009, S. 295-296.
Die Rezeption der Kunst aus der DDR in der Bundesrepublik bis 1989. In: Deutschland Archiv, 42. Jg., H. 4, 2009, S. 684-695.
Ernst Brücher und die Neue Musikszene – Erinnerungssplitter. In: Ernst Brücher. Ein Erinnerungsbuch. Köln: DuMont 2008, S. 120-125.
Deutsche Bilder aus der Sammlung Ludwig. In: Deutschland Archiv, 39. Jg., H. 2, 2006, S.308-312.
Die architektonische Komposition des Raumes als Abbild des Himmlischen Kosmos. In:Himmlische Harmonien. Heilige Räume und geistliche Musik.(mit Rüdiger Thomas, Architekturfotografien von Achim Bednorz). Mit 2 CDs.Köln: DuMont 2005, S. 7-13.
Gartenkunst in den Parks des deutschen Weltkulturerbes. In: Unser Weltkulturerbe. Parklandschaften in Deutschland, hrsg. von Karin Thomas, Hans Christian Hoffmann und Dietmar Keller. Köln: DuMont 2005, S. 6-11.
Mimikryspiele zwischen Malerei und Fotografie. In: Kunstforum international, Bd. 172, September-Oktober 2004, S. 218-227.
Laudatio auf Cornelia Schleime. In: Cornelia Schleime. Fred Thieler Preis für Malerei 2004. Berlinische Galerie, S. 7-14.
Kunstbuchverlage und Aufgaben des Lektors. In: Kunsthistorische Arbeitsblätter 11/03 ( H.11/ November 2003), S. 55-58.
Aufbruch der Moderne. In: Dietmar N. Schmidt (Hrsg.): Moderne Kunst in NRW. Ein Museumsführer. Köln: DuMont 2003, S. 18-43.
Das Rheintal – Hort lebendiger Geschichte und landschaftlicher Schönheit. In: Der Rhein. Unser Weltkulturerbe, hrsg. von Hans Christian Hoffmann, Dietmar Keller und Karin Thomas. Köln: DuMont 2003, S. 6-9.
Vernetzte Zeiten. Über Gerhard Richter, Anselm Kiefer, Heribert C. Ottersbach, Neo Rauch. Die Gesichter des Vergangenen. In: Kunstforum international, Bd. 150, 2000, S. 298-309.
Nachwort. In: „Nichts als Kunst…“. Schriften zur Kunst und Fotografie, hrsg. von Gabriele Honnef-Harling und Karin Thomas, Köln: DuMont 1997, S. 488-490.
Dieter Goltzsche, der eigen-sinnige Flaneur. In: Dieter Goltzsche Werkverzeichnis der Lithografien 1954 – 1996, hrsg. von der Stiftung Archiv der Akademie der Künste. Karlsruhe: MCM ART Verlag 1996, S. 11-17.
„Man hatte keine Wahl…“. Dieter Goltzsches Studienjahre in Dresden und Berlin 1952-1959. In: Kunstdokumentation SBZ/DDR 1945-1990. Aufsätze Berichte Materialien, hrsg. von Günter Feist, Eckhart Gillen und Beatrice Vierneisel. Köln: DuMont 1996, S. 284-289.
Work in progress – sinnliches Denken. In: Heribert C. Ottersbach Erinnerte Bilder (Reihe Cantz). Ostfildern: Cantz 1995, S.5-11.
Korrespondenzen der Identitätssuche in Frauenforschung und Frauenkunst. In: Eberhard Roters (Hrsg.): Der streitbare Liebhaber. Kunst gesehen durch ein Temperament. Hommage für Karl Ruhrberg. Köln: DuMont 1994, S. 135-141.
12 Bildtexte. In: Deutsche Bank Kunstkalender 1993.
Utopie und Menetekel des künstlerischen Eigen-Sinns. In: Gabriele Muschter/Rüdiger Thomas (Hrsg.): Jenseits der Staatskultur. Traditionen autonomer Kunst in der DDR. München: Carl Hanser 1992, S. 108-136.
Jenseits der Klischees. In: Sinn und Form, 44. Jg. (1992), H. 1, S. 163-166.
Ikarus soll nicht mehr fliegen. Traditionalismus und Avantgarde auf der IX. Kunstausstellung in Dresden. In: Absage – Ansage. Schriftenreihe DDR-Kultur 2, Berlin: Paul-Löbe-Institut 1992, S. 64-83.
Gutes Klima im Milieu.Die Kunstmetropole Köln. In: KUNST INTERN, Nr. 7, Nov./Dez. 1990, S. 18-20.
„Das unbestechliche Auge“: Die Bildhauerin Sabine Grzimek. In: Eckhart Gillen/Rainer Haarmann (Hrsg.): Kunst in der DDR. Köln: Kiepenheuer&Witsch 1990, S. 173.
Fotografie als Kunst. In: Eckhart Gillen/Rainer Haarmann (Hrsg.): Kunst in der DDR. Köln: Kiepenheuer & Witsch 1990, S. 117-120.
Wo steht die DDR-Kunst am Ende der achtziger Jahre? In: Deutschland Archiv, 22. Jg., H. 11, November 1989, S. 1271-1276.
Die X. Kunstausstellung als Leistungsschau der DDR. In: Niemandsland, 2. Jg. (1988), H. 5, S. 118-125.
Thomas Florschuetz. Körperbilder. In: European Photography 32, Vol. 8, Issue 4 (Oktober/November/December 1987), S. 16-17.
40 Jahre Kunstfotografie in der DDR. Zwischen Sozialistischem Realismus und Realität im Sozialismus. In: Niemandsland, Sonderheft Angehaltene Zeit, Fotografie aus der DDR, H. 7, 1988 (Katalogsonderheft zur Ausstellung „Fotografie in der Kunst der DDR“ im Historischen Rathaus der Stadt Köln, 20.9. – 18.10.1988), S. 7-28.
Zwei Beispiele individueller Vergangenheitsbewältigung. Anmerkungen zu Carola Stern: In den Netzen der Erinnerung und zu Hans Noll: Der Abschied. In: Niemandsland, 1. Jg. (1987), H.1, 1987, S. 129-133.
Die ‚andere’ deutsche Kunst: Malerei und Grafik in der DDR. Entwicklung und Gegenwart. In: Jahrbuch zur Literatur in der DDR, hrsg. in Verbindung mit dem Arbeitskreis für Literatur und Germanistik in der DDR von Paul Gerhard Klussmann und Heinrich Mohr, Bd. 4, Bonn: Bouvier 1985, S. 1-22.
Nostalgischer Rückgriff auf die Werte der Vergangenheit. Ostberliner Jubiläumsausstellung zum 35. Jahrestag der DDR-Gründung. In: Deutschland Archiv, 17. Jg., H. 12, Dezember 1984, S. 1235-1237.
Alltag und Epoche (Berlin [Ost] Altes Museum. Bis 30. Dezember). In: Weltkunst, 54. Jg. (1984), Nr. 22, 15. November 1984, S. 3452-3453.
Die „wilden“ sechziger Jahre (Düsseldorf Städtische Kunsthalle. Bis 25. November. „Aufbrüche – Manifeste – Manifestationen“). In: Weltkunst, 54. Jg. (1984), Nr. 22, 15. November 1984, S. 3446-3448.
Bilder aus Mythos und Geschichte (Paris Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris. Bis 21. Juni. Anselm Kiefer). In: Weltkunst, 54. Jg. (1984), Nr. 10, 15. Mai 1984, S. 1420-1421.
Wollte Lea Grundig nach Israel auswandern?Fragen einer Ausstellung. In: Deutschland Archiv, 17. Jg., H. 4, April 1984, S.351-354.
Parodistische Streifzüge durch Realität und Kunst(Bonn Städtisches Kunstmuseum. Bis 25. März. Sigmar Polke). In: Weltkunst, 54. Jg. (1984), Nr. 6, 15. März 1984, S. 728-729.
Kühne Perspektiven auf den Großstadtmenschen(Tübingen Kunsthalle. Bis 25. März. Edgar Degas – Pastelle, Ölskizzen, Zeichnungen). In: Weltkunst, 54. Jg. (1984), Nr. 2, 15. Januar 1984, S. 122-125.
Die Post-Moderne findet ihren Ahnherrn(Düsseldorf Städtische Kunsthalle. Bis 4. Dezember. Francis Picabia). In: Weltkunst, 53. Jg. (1983), Nr. 22, 15. November 1983, S. 3278-3279.
Julius Bissier.Psychogrammhafte Wege nach innen. In: Weltkunst, 53. Jg. (1983), Nr. 16, 15. August 1983, S. 2062-2065.
Zeitvergleich (Düsseldorf Städtische Kunsthalle. Bis 8. Mai. Malerei und Grafik in der DDR). In: Weltkunst, 53. Jg. (1983), Nr. 8, 15. April 1983, S. 1070-1075.
Dreizehn Künstler aus der DDR im „Zeitvergleich“. Eine Wanderausstellung durch sieben Museen der Bundesrepublik. In: Deutschland Archiv, 16. Jg., H. 4, April 1983, S. 401-407.
Eine „Neunte“ mit Dissonanzen. Tradition und Avantgarde (IX. Kunstausstellung in Dresden, 2. Oktober 1982 – 3. April 1983). In: Kunstforum international, Band 58, 1983, S. 154-168. (Gekürzter Vorabdruck in: Deutschland Archiv, 16. Jg., H. 1, Januar 1983, S. 67-75.)
Kunstausstellung in Dresden – Stagnation und Rückzug in Unverbindliches. In: DDR Report 1982, H. 12, S. 774-777.
Zum Tode Wilhelm Rudolphs, des bedeutendsten Chronisten der Zerstörung Dresdens. In: Deutschland Archiv, 15. Jg., H. 12, Dezember 1982, S. 1252-1255.
Konturen deutscher Kunst im Horizont der Weltkunst 1945 bis heute, IV. Teil. In: Weltkunst, 52. Jg. (1982), Nr. 15, 1. August 1982, S. 2076-2080.
Konturen deutscher Kunst im Horizont der Weltkunst 1945 bis heute, III.Teil. In: Die Weltkunst, 52. Jg. (1982), Nr. 14, 15. Juli 1982, S. 1988-1991.
Konturen deutscher Kunst im Horizont der Weltkunst 1945 bis heute, II. Teil. In: Weltkunst, 52. Jg. (1982), Nr. 13, 1. Juli 1982, S. 1902-1905.
Konturen deutscher Kunst im Horizont der Weltkunst 1945 bis heute, I. Teil. In: Weltkunst, 52. Jg. (1982), Nr.12, 15. Juni 1982, S. 1748-1751.
Tagebuch einer Kunstepoche. (Amsterdam Stedelijk Museum. Bis 11. Juli. ’60’80 – Attitüden, Konzepte, Bilder) In: Weltkunst, 52. Jg. (1982), 1. Juni 1982, S. 1598-1599.
Der Atem des Zeitgeistes (Düsseldorf Kunsthalle. Bis 21. März. R. B. Kitaj). In: Weltkunst, 52. Jg. (1982), Nr. 6, 15. März 1982, S. 780-781.
Deutsch-deutsche Kunstdialoge. Joseph Beuys in Ostberlin, Bernhard Heisig in Hannover. In: Weltkunst, 52 Jg. (1982), Nr. 1, 1. Januar 1982, S. 28-29. (Parallelabdruck in: Deutschland Archiv, 15. Jg., H. 2, Februar 1982, S. 157-160.)
Fast eine Retrospektive (Bonn. Städtisches Kunstmuseum. Bis 1. November. Palermo). In: Weltkunst, 51. Jg. (1981), Nr. 20, 15. Oktober 1981, S. 2993.
Auf der Suche nach einer Kunstavantgarde in der DDR von heute. In: Deutschland Archiv, 14. Jg., H. 8, August 1981, S. 804-807. (Geringfügig gekürzte Fassung in: das kunstwerk, XXXIV Jg. [1981], H. 5, S. 62-63.)
3. Leipziger Auktion für bildende Kunst Galerie am Sachsenplatz, Leipzig (20. Juni 1981). In: Weltkunst, 51. Jg., Nr. 15, 1. August 1981, S. 2164-2165.
Die bildende Kunst der DDR am Beginn der achtziger Jahre.Zwei Ausstellungen im Westen und kulturpolitische Perspektiven des X. SED-Parteitages. In: Deutschland Archiv, 14. Jg., H. 6, Juni 1981, S. 595-602.
Lektor in einem Kunstbuchverlag. In: UNI Berufswahl-Magazin, 5. Jg., H. 3, März 1981, S. 10 (Wiederabdruck in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 37. Jg., 10. November 1981, S. 2980.)
Dreißig Jahre Kulturpolitik der DDR im Spiegel ihrer Malerei. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament B 46/80, 15. November 1980,
S. 37-60.
Zum Problem einer Kommunikation von Kunst und Gesellschaft. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament B 18/72, 29. April 1972, S. 3-22.
Die Literatur der DDR als Spiegel von Gesellschaftsbewußtsein und Gesellschaftskritik. In: Rüdiger Thomas (Red.), Wissenschaft und Gesellschaft in der DDR, München: Carl Hanser 1972, S. 256-284.

Bücher

Bücher

Blickpunkt Moderne

Eine Geschichte der Kunst von der Romantik bis heute.
Köln: DuMont 2010s

1-3-im-Buchvover-4817

 


Bildatlas KUNST

Velber: Friedrich und Leipzig: Klett 2007

(mit Fritz Seydel und Hubert Sowa)

2-2-im-Buchvover2-1231

 


Himmlische Harmonien
Heilige Räume und geistliche Musik

(Architekturfotografien von Achim Bednorz)

Mit 2 CDs. Köln: DuMont 2005

(mit Rüdiger Thomas)

 4-1-3-im-Buchvover-8548

 


Kunst in Deutschland seit 1945

Köln: DuMont 2002

 1-1-im-Buchvover2-9156

 


DuMonts Kunstlexikon des 20. Jahrhunderts

Künstler, Stile und Begriffe.

Köln: DuMont 2000; 2. überarb. Aufl. 2006

 4-9-im-Buchvover-5150

 


(mit Götz Adriani und Winfried Konnertz)
Joseph Beuys

Köln: DuMont 1994 (überarb. u. erw. Neuauflage)

4-1-7-im-Buchvover-5065
 


 

Tradition und Avantgarde in Prag

Mit Beiträgen von Václav Havel,Jiří Gruša, Susanna Roth,
Josef Hlaváček

Köln: DuMont 1991 (und Galerie Pravis, Osnabrück)

 4-1-8-im-Buchvover-6688

 


Zweimal deutsche Kunst nach 1945

40 Jahre Nähe und Ferne

Köln: DuMont 1985

 1-1-im-Buchvover-7123

 


Alan Frederick Sundberg

Zeichnungen. Dokumentation
1971 – 1983. Dortmund: Verlag Galerie Utermann 1983

 


(mit Götz Adriani und Winfried Konnertz)
Joseph Beuys Leben und Werk

Erw. u. gestraffte Neuaufl.

Köln: DuMont 1981 (DuMont-Taschenbücher 108)

2. akt. Aufl. 1984; 3. Aufl. 1986

 4-1-7-im-Buchvover-5065

 


Die Malerei in der DDR 1949-1979

Köln: DuMont 1980

 4-1-11-im-Buchvover-3850

 


(mit Gerd de Vries)
DuMont’s Künstlerlexikon von 1945 bis zur Gegenwart

Köln: DuMont 1977 (dumont taschenbücher 54)
2. überarb. Aufl. 1979; 3. überarb. Aufl. 1981

4-1-12-im-Buchvover-3704

Heinz Mack

(Monographie zur rheinisch-westfälischen Kunst der Gegenwart, Bd. 48), Recklinghausen: Aurel Bongers 1975

 4-1-13-im-Buchvover-7754

 


DuMont’s kleines Sachwörterbuch zur Kunst des 20. Jahrhunderts.

Köln: M. DuMont Schauberg 1973 (dumont-kunst-taschenbücher 6) 2. verbess. Aufl. 1975; 4. erw., akt. u. überarb. Aufl.1980; 5. Aufl. 1985; 6. überarb. Aufl. 1989;
8. Aufl. 1993; 9. überarb. Aufl. 1997

 4-1-14-im-Buchvover-8186

 


(mit Götz Adriani und Winfried Konnertz)
Joseph Beuys. Köln: M. DuMont Schauberg 1973

 4-1-7-im-Buchvover-5065

Kunst-Praxis heute

Eine Dokumentation der aktuellen Ästhetik.

Köln: M. DuMont Schauberg 1972

 4-1-16-im-Buchvover-3273

 


Bis heute

Stilgeschichte der bildenden Kunst im 20. Jahrhundert, Köln: M. DuMont Schauberg 1971
2. verbess. Aufl 1972; 3. erw. u. neubearb. Aufl. 1975; 4. Aufl. 1978; 5. erw. Aufl. 1979; 6. erw. Aufl. 1981; 7. erw. u. überarb. Aufl. 1988; 8. erw. u. überarb. Aufl. 1988; 9. erw. u. überarb. Aufl. 1994; 10. erw. u. überarb. Aufl. 1998; 11. Aufl. 2000; 12. Aufl. 2004

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Biografie

Karin Thomas – Biografie

 

1941(27.06.) als Karin Pannhaus in Köln geboren
1960Abitur an der Liebfrauenschule Köln
1960 - 1965Studium der Kunstgeschichte, Germanistik, Philosophie und Geschichte und an der Universität Köln, Staatsexamen. Schriftliche Staatsexamensarbeit: „ Freiheit in der Erscheinung als objektives Prinzip der Schönheit in Schillers Kalliasbriefen“
1965Beginn des Referendariats für den gymnasialen Schuldienst
1966Heirat mit Rüdiger Thomas und Geburt des Sohnes Michael
1967Geburt der Tochter Kristina
1969 - 1971Erarbeitung der Publikation „Bis heute - Stilgeschichte der bildenden Kunst im 20. Jahrhundert“, die im Herbst 1971 im Verlag M. DuMont Schauberg, Köln erscheint
1971(01.09.) Eintritt in das Lektorat des Verlages M. DuMont Schauberg,verantwortlich für moderne Kunst
1972einjähriger Lehrauftrag für zeitgenössische Kunst an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
1972Start der von mir initiierten „Grünen Reihe“. Darin publiziert DuMont als erster deutscher Kunstbuchverlag monografische Werke zur aktuellen Kunstproduktion. In diesem Kontext erscheint als „Eine Dokumentation der aktuellen Ästhetik“ die von mir edierte Publikation „Kunst-Praxis heute“, zu der 72 Künstler und die Kunstvermittler René Block, Bazon Brock, Klaus Honnef, Jan Leering, Paul Maenz, Gerry Schum und Harald Szeemann Materialien und Statements beitragen
1973mit Götz Adriani und Winfried Konnertz Herausgabe einer ersten Monografie zu Leben und Werk von Joseph Beuys
seit 1974regelmäßige Reisen in die DDR im Auftrag des DuMont Buchverlages, zahlreiche Zeitschriftenkommentare zu Begegnungen mit Künstlern aus der offiziellen und inoffiziellen Szene der DDR
1979Anlässlich der Teilnahme von Joseph Beuys an der Biennale von São Paulo erscheint im amerikanischen Verlag Barron’s eine Taschenbuch-Ausgabe der 1973 veröffentlichten Beuys-Monografie unter dem Titel „Joseph Beuys. Life and Works“
1980Publikation des Taschenbuches „Die Malerei in der DDR 1949-1979“
seit 1981mit der Katalogproduktion zur legendären Kölner WESTKUNST-Ausstellung von Kasper König wird die publizistische Kooperation mit Museen und Institutionen mein zentrales Aufgabenfeld im Verlagsprogramm
1982Mit einer repräsentativen Ausstellung zu Paul Cézannes Aquarellen beginnt Götz Adriani eine Reihe spektakulärer Werkschauen zu französischen Impressionisten, darunter Degas (1984) und Toulouse-Lautrec (1986), in der Kunsthalle Tübingen.Alle Ausstellungen begleitet DuMont mit repräsentativen Katalogbüchern
1982 - 1984Kontinuierliche Essaypublikation in der „Weltkunst“
1984Der bei DuMont produzierte Katalog zu der von Kasper König verantworteten Ausstellung „von hier aus“ in Düsseldorf wird zum Modell eines in sich schlüssig konzipierten Buches, das dem Leser „Qualität und Vielfalt des aktuellen Kunstlebens in Deutschland“vor Augen führt. Der Titel erscheint in Ausstellung und Katalog in der handgeschriebenen Version von Joseph Beuys
1985Herausgabe eines Portfolios des in Ostberlin lebenden Fotografen Thomas Florschuetz. Das Portfolio wurde zum Wettbewerb „Junge Europäische Fotografie“ eingereicht, in dem die Jury dem Künstler den 1. Preisverleih
1985 erscheint „Zweimal deutsche Kunst nach 1945 40 Jahre Nähe und Ferne“. Dieses Buch ist der erste Versuch, die Geschichte der bildenden Kunst im geteilten Deutschland in einem Deutungshorizont darzustellen
1985Die Ausstellung und der von mir redaktionell verantwortete Katalog „Tiefe Blicke. Kunst der achtziger Jahre“ können erstmals Werke junger Künstler aus der nichtoffiziellen Kunstszene der DDR gemeinsam mit Werkkonvoluten aus der Bundesrepublik Deutschland, Österreich und der Schweiz vorstellen. Der Katalogbeitrag (von Eckhart Gillen) apostrophiert die Exponate aus der DDR als „Bilder aus einem unbekannten Land
1986erscheint die 7. wesentlich erweiterte Auflage meines Buches „Bis heute“, in der die aktuelle Kunstentwicklung unter dem Vorzeichen der Postmoderne einbezogen ist
1986Beteiligung an den kulturpolitischen Sondierungsgesprächen und Atelierbesuchen,die der Ausstellung „Menschenbilder“ mit Kunst aus der DDR in der Bonner Landesvertretung von NRW vorausgehen. Als Ergebnis werden erstmals die Katalogbeiträge gemeinsam von Autoren aus Ost- und Westdeutschland verantwortet
1987(seit 01.07.) Cheflektorin für moderne und zeitgenössische Kunst im DuMont Buchverlag
1987 - 1988Ein Jahr nach Unterzeichnung des deutsch- deutschen Kulturabkommens wurde mit der Akademie der Künste der DDR auf Initiative der Landesregierung von NRW eine Ausstellung von Zeichnungen, Aquarellen,Ölstudien und Collagen aus dem Werk von Joseph Beuys vereinbart, die seit November 1987 in Bonn, anschließend in Berlin, Leipzig,Hamburg und Frankfurt gezeigt wird. Die Ausstellungsexponate wurden aus der Sammlung van der Grinten (am 31.8./1.9.) von einem Gremium ausgewählt, dem ich neben Museumsdirektoren aus Ost und West sowie Vertretern der beteiligten Institutionen angehörte. Der von mir betreute Katalog erscheint als Buchhandelsausgabe unter dem Titel „Beuys vor Beuys“, mit dem die DDR-Vorbehalte gegen das Kunstkonzept von Beuys, die ihm zu seinen Lebzeiten sogar Einreiseverbote eingetragen hatten, nach einem Vorschlag Werner Hofmanns überbrückt werden können
1989Intensive Beteiligung an den Vorbereitungen für die Ausstellung „Zeitzeichen. Stationen bildender Kunst in Nordrhein-Westfalen“, die in Leipzig am 9. November, dem Tag des Mauerfalls, eröffnet wird. Am 11.November Leitung einer Gesprächsrunde im Museum der bildenden Künste Leipzig mit Künstlern und Museumsdirektoren aus Nordrhein-Westfalen,Leipzig und Dresden
seit 1990Neben dem editorischen Engagement für den DuMont Buchverlag vermehrte Tätigkeit als Autorin für Kunstzeitschriften, Katalogprojekte und lexikalische Kompendien. Wichtiges essayistisches Thema liefert die deutsche Kunstentwicklung nach der Wiedervereinigung
1991Publikation einer ersten Anthologie zur avancierten Kunstszene in der tschechoslowakischen Hauptstadt Prag unter dem Titel „Tradition und Avantgarde in Prag“, u. a. mit einem Beitrag von Václav Havel
1992Im Auftrag des Bundeskanzleramts Erstellung eines Gutachtens zur Situation der Kunsteinrichtungen und zur Lage der Künstler am Ende der DDR (gemeinsam mit Gabriele Muschter)
1993Anlässlich der von Götz Adriani realisierten Ausstellung „Cézanne Gemälde“ erreicht die Serie der impressionistischen Werkschauen in der Kunsthalle Tübingen mit 430.000 Besuchern ihren Höhepunkt. Der von mir redaktionell betreute Katalog verzeichnet eine Gesamtauflage von 230.000 Exemplaren
1994Mit Hans-Christian Hoffmann und Dietmar Keller Herausgabe einer ersten anthologischen Bestandsaufnahme des Weltkulturerbes im deutschsprachigen Raum, das die seinerzeit von der UNESCO in die Weltkulturerbeliste aufgenommenen 13 Denkmäler im wiedervereinten Deutschland und drei in der Schweiz umfasst. 1998 und 2003 folgen erweiterte Auflagen auf dem aktuellen Stand der zwischenzeitlich erfolgten deutschen Neuaufnahmen in die Welterbeliste sowie Themenbände zu den Welterbestätten entlang des Rheins (2003) und zu den„Parklandschaften in Deutschland“ (2006)
1996 - 1997Expertise „Das Spannungsverhältnis zwischen offiziellem Auftrag und künstlerischer Eigenständigkeit in der DDR am Beispiel der bildenden Kunst“ für dieEnquete-Kommission des Deutschen Bundestages (13. Wahlperiode) „Überwindung der Folgen der SED-Diktatur im Prozeß der deutschen Einheit“
2002Publikation des Buches „Kunst in Deutschland seit 1945“, das die Kunst in Ost- und Westdeutschland im Kontext von Politik und Gesellschaftsgeschichte beleuchtet
2003Ende meiner Arbeit im DuMont Buchverlag, seitdem Tätigkeit als freie Autorin
2006Anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens des DuMont Buchverlages Erstellung einer Verlagschronik (als PDF auf CD)
DUMONT_VERLAGSGESCHICHTE.pdf
2007mit Fritz Seydel und Hubert Sowa Publikation des „Bildatlas KUNST“ als Kooperation der Schulbuchverlage Klett und Friedrich
2010Vier Jahrzehnte nach „Bis heute“ (mit 12 regelmäßig aktualisierten Neuauflagen) erscheint im DuMont Buchverlag „Blickpunkt Moderne. Eine Geschichte der Kunst von der Romantik bis heute“. Das Buch versteht sich als Geschichte der Kunst eingebunden in die jeweilige politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Situation ihrer Entstehungszeit
2014Mitarbeit an der Wiederentdeckung des Malers Karl Kunz in der Ausstellung des Von der Heydt-Museums Wuppertal. In den frühen Nachkriegsjahren gehörte Karl Kunz zu den herausragenden Einzelgängern der Moderne in Deutschland.
26. Juli 2015Eröffnung der Ausstellung >Joseph Beuys – >Zeichnungen/Drawings< in den Kunstsammlungen Chemnitz
August/September 2015Essay >Kunst und Künstler im geteilten Deutschland< für das Themenheft von Kunstforum International >Wendezeiten – Deutschland in der Kunst<

Blickpunkt Moderne

2010

Im Oktober ist im DuMont Buchverlag mein neues Buch erschienen:

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Karin Thomas: Blickpunkt Moderne.
Eine Geschichte der Kunst von der Romantik bis heute.
DuMont Buchverlag Köln, 464 S., 24,80 Euro

 

Einleitung

In der Kunstwissenschaft hat sich der Begriff „Moderne“ als Sammelbezeichnung für die künstlerischen Strömungen seit dem ausgehenden 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts mit ihren rasch aufeinanderfolgenden Stilerscheinungen etabliert. In kulturwissenschaftlicher Sicht ist er jedoch weit mehr als ein Epochenbegriff. Übergreifend bezeichnet er den alle Bereiche des sozialen, politischen und kulturellen Lebens umfassenden Umbruch gegenüber einer traditionellen Ordnung, die von feudalen Herrschaftsstrukturen und nationalen Eigenheiten gekennzeichnet war. Ideengeschichtlich beginnt diese Entwicklung bereits mit der frühen Aufklärung im 17. Jahrhundert1, politisch provoziert die Französische Revolution einschneidende Veränderungen, die bis in die Gegenwart fortwirken. Mit dem Sturz des Ancien Regime wandeln sich die überkommenen Machtstrukturen. Adel und Klerus büßen ihre Vorrechte ein, und aus dem kritischen Denken der Aufklärer gehen die Maximen der Menschenrechte und die Grundzüge demokratischer Gesellschaftsordnungen hervor. Wirtschaftlich bietet die Industrialisierung der Gründerzeit in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Aufstieg einer bürgerlichen Elite die ökonomischen und kulturellen Rahmenbedingungen für die Ausbildung einer neuen Klientel von Kunstrezipienten. Durch die Einrichtung von Museen2 und jährlich stattfindenden Salons, in denen die zeitgenössische Kunstproduktion der Öffentlichkeit präsentiert wird, erhält jeder interessierte Bürger in den Kunstmetropolen Paris, Wien oder Berlin nun die Gelegenheit, aktuelle Kunst zu besichtigen und zu bewerten.

Die kulturgeschichtliche Literatur benennt in der Regel keine festen Eckdaten, an denen sich das historische Einsetzen der Moderne festmachen ließe. Die Datierung des Beginns hängt ab von den Grundlagen und Voraussetzungen, die man für ihr Erscheinen ansetzt. Überzeugend ist die Eingrenzung, die der renommierte amerikanische Kulturhistoriker Peter Gay für die Epoche der Moderne auf den Zeitraum von 1840 bis 1960 vornimmt.3 Den Beginn verortet Gay bei Baudelaire, der in seiner Dichtung, vor allem aber auch in seinem 1863 veröffentlichten Essay Der Maler des modernen Lebens, eine Vorstellung von Modernität umreißt.4 Für Baudelaire ist modern die fortwährend neue und flüchtige, weil sich rasant wandelnde Großstadtwirklichkeit. Sie erlebt der beobachtende Flaneur gleichermaßen als Stimulans, wie auch als Schock, durch sie wird seine „Imagination“ zu künstlerischer Interpretation herausgefordert.

Seit dem frühen 20. Jahrhundert sehen sich die Künstler der Moderne als Avantgarde, als Vorhut des Zeitgeistes und als Neuerer einer auf das Leben bezogenen Kunst. Signifikant für ihr künstlerisches Experimentieren ist der Zugriff auf unverbrauchte Materialien, die Erprobung neuer bildnerischer Sprachformen, die Beobachtung der Realität und die Nutzung moderner Informationsmedien.

Wenn wir den Verlauf der Kunstgeschichte im 20. Jahrhundert näher in den Blick nehmen, stellen wir fest, dass die Künstler in den einzelnen Phasen der Stilentwicklungen unterschiedlich auf ihre Gegenwart reagiert haben. Ihre Stellungnahmen zu dem, was sich vollzog, schwanken zwischen Voraussicht, Opposition und Anpassung, und in diesen Haltungen bekundet sich auch ihre eigene Positionsbestimmung. So sehen Malewitsch und Mondrian in der Geometrie ihrer abstrakten Bilder das Modell einer harmonischen Welt, eine utopische Vorstellung, die in Russland von der postrevolutionären stalinistischen Diktatur und in Westeuropa von den Okkupationen und dem Terror der Nationalsozialisten vollends zerstört wird. Auch die Expressionisten müssen solche Erfahrungen durchleben und verarbeiten. Frustriert von den Konventionen geben die Brücke-Maler in glühenden Farbströmen ihrer Sehnsucht nach einer Erneuerung von Kunst und Leben Ausdruck. Doch als der Erste Weltkrieg sie mit der Zerstörung ihrer Ideale in eine tiefe Identitätskrise stürzt, drückt Kirchner in giftigen Farben und scharf kantigen Formen seinen schreienden Protest gegen die Grausamkeiten des Zeitgeschehens aus.

In den 1930er- und 1940er-Jahren erlebt die Avantgarde in ganz Europa durch die Folgen der faschistischen und stalinistischen Diktaturen eine grundlegende Erschütterung, die sich in Pablo Picassos Guernica-Gemälde ikonisch verdichtet. Viele Künstler, die der Moderne zuvor Maß setzende Impulse gaben, müssen ihre Heimatländer verlassen und emigrieren zumeist in die USA. Paris verliert seinen seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert unangefochtenen Metropolenstatus für die Kunst. Das internationale Avantgardegeschehen verlagert sich nach New York, wo der Exponent des Abstrakten Expressionismus, Jackson Pollock, das Profil des Avantgarde-Künstlers „als genialisch begabter, zugleich jedoch von persönlichen Krisen gequälter“ Erneuerer und Einzelgänger noch einmal reanimiert5 und in den 1950er-Jahren nach Europa zurückbringt. Damit verbunden ist ein Prozess der Wiedergutmachung gegenüber den von Faschismus und Stalinismus diskreditierten Künstlern und ein anwachsender transatlantischer Dialog, der die nationalen Kunstszenen zugunsten ihrer internationalen Vernetzung relativiert. Die Künstler werden im Zuge der ideologischen Blockbildung zwischen Ost und West dazu aufgefordert, die Möglichkeiten einer freien Entfaltung ihrer schöpferischen Kräfte als Folge der politischen Freiheit in den westlichen Demokratien zu sehen.

Mit der Pop Art schwindet der Impetus der modernen Kunst, der Welt ein Ideal von globalisierender Freiheit vor Augen zu führen, wie dies der Abstrakte Expressionismus und das Informel für sich in Anspruch genommen haben. Andy Warhol verwischt in seiner Factory die bis dahin nie ganz infrage gestellte Trennlinie zwischen Kunst und Leben, indem er das ganze Alltagsleben bis hin zu Werbung und Starkult als Material der Kunst absorbiert. Im „Anything goes“6 seiner Bildzitate aus den Medien und der Konsumwelt verflüchtigt sich der Originalitätsanspruch der vorausgegangenen Stile und deren gegenseitiger usurpatorischer Verdrängungsprozess.

1968 ist nicht nur das Jahr der gesellschaftlichen und politischen Umbrüche und der Ernüchterung angesichts von Generationskonflikten, Rassenunruhen und der brutalen Exzesse im Vietnamkrieg, sein rebellischer Furor provoziert auch eine grundlegende Neujustierung der Kunst. Mit den vielschichtigen Facetten der Concept-, Body- und Process Art bildet sich eine experimentelle Kunst, die vom Subjekt ausgehend, die Vielschichtigkeit der Erfahrungen wertungsfrei in den Blick nimmt und die Mechanismen von Wahrnehmung und Handeln in ihrer Komplexität erforscht. An die Stelle der Schulen und Stile treten ein ausgeprägter Individualismus und ein künstlerisches Nomadentum, die sich ebenso historische Ressourcen wie auch aktuelle Bildquellen aus den Medien und wissenschaftliche Methodik nach Bedarf und Belieben aneignen.

Lebhafte Diskussionen über das Ende der Moderne und ihre retrospektive Bewertung setzen zu dem Zeitpunkt ein, als mit dem Aufkommen einer sogenannten Postmoderne implizit der Abschluss der Moderne postuliert wird und man zugleich die Stilentwicklungen vom Kubismus und Futurismus bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts als klassische Moderne von einer zweiten Moderne ab 1939 abgrenzt, bis sich in der pluralistisch ausdifferenzierten Kunst der Nach-68er-Generation das künstlerische Selbstverständnis eines elitären Schöpfertums vollends verflüchtigt. Als einer der Ersten hat Charles Jencks in den ausgehenden 1970er-Jahren den Begriff der Postmoderne im Blick auf die Entwicklung der zeitgenössischen Architektur benutzt7 und als einen durch die Kunstgeschichte schweifenden Stileklektizismus gekennzeichnet, der Zitate aus allen Epochen nach den Parametern des Zeitgeistes mischt und neu aufbereitet.

Auf jeden Fall haben die Reflexionen über das Ende der Moderne dazu geführt, dass mit der postmodernen Kritik an der Moderne auch ihre grundlegenden Eigenschaften ins Bewusstsein gehoben worden sind. Denn die Protagonisten der Moderne zeichnen sich allesamt durch einen rigorosen Subjektivismus aus, der sie dazu motiviert hat, ebenso bedingungslose Selbsterforschung zu betreiben, wie sie ihre Zeitgenossen durch Provokation und Schock aufgerüttelt haben.

In der kunstgeschichtlichen Literatur variieren die Markierungen für den zeitlichen Beginn der Moderne nicht zuletzt auch danach, ob der Inhalt der Kunstwerke oder ihre Form den vorrangigen Maßstab für eine Zuordnung zur Moderne liefert.8 Wo der retrospektive Blick auf die Avantgarden von jenen Stiltendenzen dominiert wird, in denen sich das Sprachrepertoire der Abstraktion weitgehend verselbstständigt hat, ragt Paul Cézanne als der große Anreger aus dem Kreis der impressionistischen und postimpressionistischen Künstler heraus. Angesichts der Badenden und der immergleichen Motive am Fuß der südfranzösichen Montagne Sainte-Victoire ist es unverkennbar, dass den Maler nicht mehr emotionale Gehalte seiner Sujets zur Bildfindung motivierten, sondern der Prozess des Malens als solcher.

Die Etablierung innovativer bildnerischer Mittel ist seit Kubismus, Futurismus, Expressionismus und Surrealismus eines der zentralen Anliegen, auf das sich die Moderne konzentriert. Doch wo die historische Sichtung der Kunstwerke weniger von der Ästhetik ihrer Form als von den zukunftsweisenden Potenzen ihrer Inhalte ausgeht, verschiebt sich die Genese einer modernen Kunstauffassung nach rückwärts. Dann erweisen sich Künstler wie Goya, Daumier, Courbet und Manet, aber auch die Romantiker und selbst der preußische Hofmaler Adolph von Menzel als hochsensible Beobachter einer Zeit der Übergänge und Umbrüche. Denn seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert wandeln sich nicht nur die sozialen und politischen Verhältnisse durch die geistige Kraft der Aufklärung und die revolutionären Vorgänge auf der Straße, auch die Religion verliert ihre Autorität. Das sich von Vorschriften konventioneller Moralvorstellungen emanzipierende Individuum lotet nun seine subjektiven Befindlichkeiten auch in den tabuisierten Zonen des sinnlichen Begehrens aus. Wir widmen daher unser Eingangskapitel den frühen Wegbereitern der Moderne.


1 Ähnlich wie die Periode der Moderne lässt sich auch das Zeitalter der Aufklärung schwer eingrenzen. Die Ursprünge der Aufklärung liegen bereits in der Renaissance und dem Prozess der Säkularisierung, in dem „das Licht“ der menschlichen Vernunft als Quelle der Wahrheit benannt wird. In dieser Hinsicht können René Descartes, Francis Bacon und Gottfried Wilhelm Leibniz als Väter der „Frühaufklärung“ (Werner Krauss) gelten. Mitte des 18. Jahrhunderts sind es die französischen Enzyklopädisten um Denis Diderot (zu denen u. a. Rousseau, Voltaire und Montesquieu zählen), die das „Siècle des lumières“ einleiten, mit dem Ziel, das Wissen allen zugänglich zu machen. Für Immanuel Kant ist Aufklärung (in seiner Preisschrift von 1784 >Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?<) schließlich mit der Autonomie der handelnden Person verbunden: „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“

2 Das moderne Museum ist aus den Kunst- und Wunderkammern des 17. Jahrhunderts entstanden, in denen Naturalien und Kunstwerke gemeinsam gesammelt worden sind (berühmt war die Kunst- und Wunderkammer Peters des Großen, 1714 nach seinen Europareisen gegründet). Das British Museum ist als erstes modernes, allgemein zugängliches Museum 1759 eröffnet worden, hervorgegangen aus der Stiftung einer privaten Kunst- und Literatursammlung an den englischen Staat. Das Fridericianum in Kassel (seit 1955 Ausstellungsort der documenta) ist das zweite öffentliche Museum, für das 1779 das erste eigens für diesen Zweck bestimmte Gebäude errichtet worden ist.
3 Peter Gay: Die Moderne – Eine Geschichte des Aufbruchs, Frankfurt am Main 2009.
4 Charles Baudelaire: Constantin Guys, der Maler des modernen Lebens, in: Ders.: Das Schöne, die Mode und das Glück, Berlin 1988.
5 Siehe dazu das Kapitel: Jackson Pollock und die „Weltsprache Abstraktion“ in: Patrick Werkner: Kunst seit 1940. Von Jackson Pollock bis Joseph Beuys, Wien/Köln/Weimar 2007, S. 21ff.
6 Der Philosoph und Wissenschaftstheoretiker Paul Feyerabend hat die weltweite Karriere der Parole „anything goes“ begründet, die für die Übergangsperiode von der Moderne zur Postmoderne in nahezu allen Lebensbereichen charakteristisch geworden ist. Sie ist in seiner Schrift >Against Method. Outline of an Anarchistic Theory of Knowledge< von1974 geprägt worden (deutsch: Wider den Methodenzwang, Frankfurt am Main 1975).
7  Charles Jencks: Die Sprache der postmodernen Architektur. Die Entstehung einer alternativen Tradition, Stuttgart 1978.
8  So ordnet Martin Kemp den Kubismus dem Zeitalter der Revolutionen zu, das er von 1770 bis 1914 ansetzt. Die Moderne beginnt für ihn als „Moderne des Internationalen Stils“ mit dem historischen Einschnitt des Ersten Weltkriegs. Siehe Martin Kemp (Hrsg.): DuMont Geschichte der Kunst, Köln 2003.

(In: Blickpunkt Moderne, S. 12-16)

 

Und wie geht es im Buch weiter?

Blickpunkt Moderne enthält die folgenden Kapitel:

  • Frühe Wegbereiter der Moderne
  • Aufbruch in die Moderne
  • Wirklichkeit und Traum – Utopie und Ironie
  • Kunst im Fokus von Politik und Zeitgeschehen
  • Inkubation einer zweiten Moderne
  • Weltsprache Abstraktion: ein zweites Stildiktat
  • Neue Fragen an die Kunst

 

Und was kommt zum Schluss?

Epilog

In den 1970er- und 1980er-Jahren konkretisiert sich das Aufwachen aus der Moderne in einem wachsenden Pluralismus der Ausdrucksweisen und Stilkombinationen. Individuelles Experimentieren, Theorieverzicht, Zugriffe auf digitale Medien, Kitsch, Werbung und Banalitäten sowie ein Cross-over aller Kunstdisziplinen ersetzen das Verdrängungsprinzip der Moderne, wonach das Neue als das Überlegene das Alte ablöst.

Solche Tendenzen begannen bereits bei Warhol, der Fotografie und Malerei mit den Reprotechniken der Industrie vernetzte, und setzten sich fort in der parallelen Nutzung unterschiedlicher Medien wie Installation, Performance, Film, Objekt und Text bei Robert Morris oder Bruce Nauman.

Der analytische Purismus konzeptueller Kunstpraxis provoziert am Beginn der 1980er-Jahre einen „Hunger nach Bildern“, der sich in wieder erwachter Lust an malerischer Erzählung niederschlägt. Neoexpressive Stilpotenziale werden von den „Jungen ‚Wilden“ mit Comic und Cartoon gemixt, um je nach Stimmungslage parodistisch, polemisch oder punkhaft emotional zu sein. Der Griff in das Bildarchiv der Kunstgeschichte geschieht ebenso unbekümmert wie die Weiterverwendung vorgefertigter Materialien, Fotografien und Bilder aus den Medien. Albert Oehlen wechselt am Ende des Jahrzehnts vom anarchischen Bildwitz in der Gefolgschaft Sigmar Polkes zur selbstreflexiven Malerei über Malerei, betreibt sie aber nicht als autonome Abstraktion, sondern schleust verschwommene Andeutungen von Umwelt in sie ein, ohne diese objekthaft zu konkretisieren.

In dem 300minütigen Filmzyklus Cremaster, an dem der Amerikaner Matthew Barney von 1994 bis 2002 beinahe ein Jahrzehnt arbeitet, verschränken sich Film, Performance, Installation und Video zu einer eigenwilligen, romanhaften Erzählform, in der die Faszination der rätselhaften Sequenzen, motivisch entlehnt aus Mythologie, Märchen und Science-Fiction, über eine Erzähllogik dominiert.

Synthetische Bilderzählungen aus privaten Erinnerungs-splittern, mythologischen Anspielungen, medialen Motivanleihen aus Comic-Literatur und Hollywood-Cineastik sowie ein Stilamalgam, das die Skala der Moderne vom Postimpressio-nismus Bonnards bis zu den Vermalungen und Abstraktionen Gerhard Richters ausschöpft, sind signifikant für eine zeitgenössische figurative Malerei, die nicht nur in Peter Doig, Luc Tuymans, Neo Rauch oder Daniel Richter international renommierte Exponenten hat. Für sie ist das Schweifen zwischen figurativer Rhetorik und gestischen Farbsetzungen ebenso selbstverständlich wie das Sampling, das Zusammenfügen von heterogenen Bildquellen. Diese Methode des kreativen Manipulierens übernehmen sie aus der computer-gesteuertten Tontechnologie, bei der diverse Musikfragmente aus der E- und U- Musik zerstückelt, zerdehnt, beschleunigt und wieder neu zusammengeschnitten werden.

Der Brite Peter Doig, der seine Kindheit und Jugend in Kanada verbrachte und 2002 seinen Wohnsitz für einige Zeit von London in die tropische Exotik der karibischen Insel Trinidad verlegt hat, mischt ganz nach dem Montageprinzip des Samplings seine Erinnerungen mit Bildzitaten aus Reise-prospekten und Zeitschriften, mit Filmstills und überarbeiteten Fotografien. Seine Gemälde entstehen nicht vor Ort, sondern aus der Ferne, wo biografische Reminiszenzen an kunsthisto-rische Assoziationen und populäre Bildzitierungen andocken können. So malt Doig in Trinidad den kanadischen Schnee, während bei den temporären Aufenthalten in London die Landschaften aus der Karibik produziert werden. Der Malprozess synthetisiert die Materialien des Samplings und hinterfängt das Amalgam mit einem Irritationsmoment: In die psychedelische Suggestionskraft weich fließender Farblasuren schleicht sich hinter der romantischen Halluzination Entfremdung ein, die Idylle kollidiert mit dem Gift der Kloake, das von der ausbeuterischen Industrie in die Wildnis hineingetragen worden ist. Daher ist bei Peter Doig nichts, wie es den Anschein hat, der Malprozess überzieht die Magie der märchenhaften Motive mit den ironischen Brechungen subtil ausgelegter Fallstricke.

Ähnliche Doppelbödigkeiten implantiert auch Daniel Richter in seine Bilder, die wie eine Infrarotkamera die bedrohlichen Dimensionen der Wirklichkeit durchleuchten. Richters Gemälde und Zeichnungen entstehen aus einem umfangreichen Archivmaterial, das der Künstler gesammelt hat, sie nutzen dokumentarische Fotografien und popkulturelle Versatzstücke. Doch ihre Signifikanz beziehen sie aus ihrer malerischen Inszenierung, die Richter aus psychedelisch tropfenden Farbflecken konstruiert und durch die das fotografische Vorlagenmaterial auf eine besondere Raum-Zeit-Ebene mit eigener Rhetorik überführt wird. In einem Gespräch mit Philipp Kaiser exemplifiziert Daniel Richter diesen Verwandlungs-vorgang an einem seiner ersten figurativen Bilder Phienox (2000): „Mir ist zum Zeitpunkt, als ich Phienox gemalt habe, klar gewesen, dass ich das Bild in Berlin ausstellen werde und dass Deutschland gerade zehn Jahre Mauerfall feierte. Deswegen habe ich ein Bild gemalt, in dem Kreuzabnahme, Mauerfall und Katastrophe ineinander verwoben sind. Wird das Bild als Mauerfall gelesen, entwirft es eine ziemlich paranoide Version des geschichtlichen Ereignisses. Phienox ist eine angsterfüllte, überladene und seltsame Mischung aus Hollywood-Kriegsfilm und abstrakter Malerei und basiert, anbei bemerkt, auf einem Zeitungsfoto aus der Neuen Zürcher Zeitung, das die durch radikale Muslime bombardierte amerikanische Botschaft in Nairobi zeigt. Doch sollte das Publikum in Berlin ein Mauerfallbild sehen.“341

Weiter noch als Daniel Richter löst der Belgier Luc Tuymans seine Gemälde aus der vorgegebenen Eindeutigkeit ihrer medialen Quellen. In schwebenden Farbtonlagen thematisiert er historische Ereignisse mitsamt dem Kontext ihrer Verdrängung in das Fremdwerden und Vergessen. Während sich dem Betrachter auf den ersten Blick ein scheinbar belangloser Bildinhalt darbietet, untergräbt die aus ephemeren Farbschleiern aufgebaute Bildstruktur das erzählerische Moment und schafft einen verunsichernden Raum, in dem sich bedrohliche Ahnungen und Anspielungen einnisten. Mit dem Aufscheinen des Unheimlichen öffnen sich die Bilder für das, was – wie der Holocaust – an sich nicht darstellbar ist. Emma Dexter vergleicht das Gemälde Gaskammer von 1986 mit dem Horror bei Kafka, der sich in die unscheinbare Normalität hineinschleicht und umso stärker wirkt, wie den Betrachter das Unheimliche unerwartet trifft. Indem Tuymans die Genres Historienbild und Stillleben zur Vergegenwärtigung des Unheimlichen verschmilzt, entsteht „ein hybrides Genre, in dem Dinge, Details und Fragmente vom Grauen erzählen, das im Alltag verborgen liegt“.342 Die oft als unzeitgemäß gescholtene und totgesagte Malerei offenbart hier in ihrer Mehrdeutigkeit erstaunliche Potenzen der Regeneration. Sie löst sich aus der Dichotomie von Abstraktion und Figuration und macht sich statt dessen ihre gesamte Historie bis zur analytischen Auseinandersetzung mit sich selbst und der Fotografie im selbstverständlichen Zugriff dienstbar.

In der deutschen Kunstszene ist der Leipziger Maler Neo Rauch zum bedeutendsten Vertreter einer Malerei avanciert, die den kunstgeschichtlichen Fundus der beiden letzten Jahrhunderte ausschöpft und in Gestalt von individuellen Erinnerungs- und Wahrnehmungspartikeln miteinander vernetzt. Geradezu beispielhaft ist jedes seiner Gemälde eine postmoderne Inszenierung, die ihre beunruhigende Wirkung aus dem Zusammenschnitt auseinander liegender Komparti-mente bezieht. Sind die frühen Bilder aus der ersten Nach-wendezeit von einer nostalgischen Pop-Ästhetik im Anklang an die ausgehenden 1950er-Jahre und von einer stillgelegten Industriearchitektur sozialistischer Herkunft geprägt, so hat sich Neo Rauch seit dem in die Historie des 19. Jahrhunderts hineingegraben. Seine somnambulen Figuren treten nun – gänzlich unzeitgemäß – in Bratenrock und Rüschenhemd auf und erleben ihre surrealen Albträume im Biedermeier-Ambiente. Doch in welche Zeiträume auch immer der Maler seine Gestalten hineinversetzt, stets zeichnet er ein verstörendes Szenarium ihrer Fremdheit.

Als Neo Rauch 2007 seine aktuellen Arbeiten im Metropolitan Museum ausstellen kann, weist ein New Yorker Kritiker darauf hin, dass sich hinter den „Vergangenheitsformen“ Zeitgenös-sisches verschlüsselt. Geht man diesem Gedanken nach, so allegorisieren Rauchs Gemälde die politischen Nachbeben des Kalten Krieges in der auch nach der Wiedervereinigung noch fortdauernden gespaltenen Mentalität der Deutschen. Darüber hinaus spiegeln sie auch, wie David Cohen treffend vermerkt, „die beiden politischen Extreme wider, die sich in den Realismen des 20. Jahrhunderts niedergeschlagen haben: das Libertäre, Individualistische und Unbewusste des Surrealismus sowie das Autoritative, Kollektive und Konformistische des sozialistischen Realismus.“343 Neo Rauch selbst konstatiert, dass er dem Unheimlichen, Verstörenden und Chaotischen eine Bildsprache geben will, die den direkten aktuellen Bezug meidet. Wie Luc Tuymans macht er den „Phantomschmerz“ spürbar und verweist auf dessen Ursachen, die „weit zurückliegen. Die Wunden sind sehr alt, und die Mechanismen, die sie hervorgerufen haben, bleiben immer die gleichen.“344

Nach dem Ende des Kalten Krieges und im Gefolge der globalisierten Vernetzung wirtschaftlicher Interessen haben sich auch kulturelle Überlagerungen zwischen zuvor völlig abgetrennten Kontinentalzonen entwickelt, die sich in hybriden Identitätsdispositionen und transkulturellen Synkretismen widerspiegeln. War die frühe Epoche der Moderne mit Kubismus, Futurismus und Expressionismus ein ausschließlich europäisches Avantgarde-Phänomen und die zweite Moderne nicht zuletzt vom Rücktransport modernistischer Vorstellungen aus den USA nach Europa getragen, so vollziehen sich im ausgehenden 20. Jahrhundert unter dem Vorzeichen der pluralistisch ausdifferenzierten Postmoderne vielerlei Interferenzen.

So wird Jean-Michel Basquiat, der von Andy Warhol am Beginn der 1980er Jahre geförderte Shootingstar der New Yorker Szene, nicht nur der Wegbereiter eines wilden Neoexpressionismus in den USA und in Europa, er ist aufgrund seiner karibischen Herkunft auch Vorreiter einer Bildsprache, die Rassismus und soziale Ungleichheit zwischen Schwarz und Weiß thematisiert. Im New Yorker Underground begann Basquiat als Graffiti-Sprayer und Musiker, bevor er – gerade 20-jährig – seine Kunstkarriere startet und in kurzer Zeit als erster farbiger Künstler internationales Renommee erlangt. Zum Faszinosum wird das revolutionäre Quellenmaterial seiner Bilder und Zeichnungen. Rückbezüge auf die Pop-Kunst von Rauschenberg und Warhol werden mit den ephemeren Kalligrafien Cy Twomblys, mit Comic-Witz und Graffiti-Ikonografie gesampelt. Metallische Farben und kuriose Alltags-objekte umrahmen skeletthafte Figuren, groteske Masken, exotische Pikogramme und rudimentär notierte Slangworte. Häufiges Bildmotiv sind afroamerikanische Sportlerheroen, deren Siegerposen die politische Brisanz der Rassen-diskriminierung hinterfängt. In der kurzen Zeitspanne seines künstlerischen Wirkens bringt der bereits mit 27 Jahren an einer Überdosis Heroin verstorbene Jungstar ein neuartiges Bildvokabular hervor, in dem sich die aus den Traditionen der westlichen Moderne hervorgegangene Pop-Kunst mit Zitaten aus der afroamerikanischen Kulturgeschichte sowie mit einer beißenden Gesellschaftskritik auflädt.

In den zeitgenössischen Kunstszenen der interkontinental agierenden Metropolen Chinas, Afrikas, Brasiliens oder Indiens sind Aneignung und Auseinandersetzung mit der europäisch-amerikanischen Moderne inzwischen mit großer Selbst-verständlichkeit eingebunden in einen Bewusstwerdungsprozess über das eigene, historisch verankerte Anderssein. So greifen Maler in Peking, Schanghai oder Hongkong mit dem Medium der Malerei auf Leinwand eine Kunstform auf, die in ihrer Kultur ein Fremdkörper war, doch sie verbinden sie mit heimischen Kulturelementen, sodass sich der Konflikt zwischen dem Althergebrachten und dem Neuen in hybriden Bildern und Erzählformen artikuliert.

2002 öffnete sich die Documenta erstmals den Problem-horizonten globalisierter Kunstpraxis. Ihr künstlerischer Leiter, Okwui Enwezor, sah die Aufgabe der Documenta 11 nicht mehr gemäß ihrer historischen Genese in einer museologischen Tradition, „in der die Kunst für Modelle der Repräsentation und der Erzählungen von autonomer Subjektivität“ stand345, sondern definierte sie als multidisziplinäres Labor und „Plattform“ künstlerischer Prozesse, die außerhalb der westlichen Kultur produziert werden, aber beides in sich tragen, die Geschichte der Avantgarden und die kolonialistische

Vergangenheit ihres Herkunftslandes. Sowohl die grotesk- postmodernen Phantom-Architekturmodelle für die Megacities der Zukunft des aus Zaire stammenden Künstlers Bodys Isek Kingelez als auch die suggestiven Zeichentrickfilme von William Kentridge, der die Folgen der Apartheid in seiner südafrikanischen Heimat durchleuchtet, reagieren auf den utopischen Impetus der frühen Avantgardebewegungen und implizieren gleichzeitig Kritik an der heutigen Abhängigkeit postkolonialer afrikanischer Staaten von den Almosen des globalisierten Kapitals.

Als Betriebssystem ist die bildende Kunst zutiefst in die Strategien des kapitalistischen Marktes eingebunden, sodass sich der Künstler heute mehr denn je der Frage konfrontiert sieht, wie weit er innerhalb globalisierter Kommunikations- und Marktfluktuationen als Subjekt noch autonome Handlungs-vollmacht besitzt und für sich jenseits von überholten Heilsbotschaften eine neue Form von Eigentlichkeit finden kann.

In der Verlaufsgeschichte der Moderne sind ihre Fortschrittseuphorie und ihr Erneuerungspathos schon vor der Diskussion um postmoderne Grenzüberschreitungen infrage gestellt worden. So gab es in Reaktion auf die mit philo-sophischen und gesellschaftspolitischen Theorien aufgeladenen Abstraktionen Kandinskys, Mondrians und Malewitschs sowie auf den Geniekult der Abstrakten Expressionisten Rückzugs-bewegungen aus dem kanonisierten Fortgang der Moderne, die nachfolgende Avantgarden mit produktiven Impulsen bereichert haben. Als sich Fauvismus, Kubismus, Futurismus, Kubo-futurismus und Expressionismus in ihrem Erneuerungswillen gegenseitig zu übertrumpfen suchten, war die dekadente Ästhetik des Symbolismus den Künstlern der ersten Moderne nicht weniger suspekt als die akademische Salonmalerei und der Historismus des 19. Jahrhunderts. Und doch hat diese Stilrichtung mit ihren von Sigmund Freud unternommenen Einblicken in das Labyrinth der unterbewussten Begierden die psychoanalytische Sensibilität für die Dämonie des Sinnlichen an Munch, Kokoschka oder die deutschen Expressionisten weitergegeben.

Geradezu symptomatisch ist der Wechsel bzw. das Nebeneinander von progressiven und retardierenden, von stilistisch produktiven und reproduktiven Phasen für den Werkverlauf des bedeutendsten Protagonisten der Moderne, Pablo Picasso. Als die von ihm initiierte kubistische Auf-splitterung des Gegenstandes in abstrakte Formen lebhafte Nachahmung findet, sucht er – nicht zuletzt auch in Reaktion auf die unruhigen Vorboten des Ersten Weltkrieges – nach dem ordnenden Gleichmaß im Rückzug auf klassizistische Stil- und Motivannexionen. In vergleichbarer Weise reagieren de Chirico und Carrà auf den aggressiven Fortschrittslärm der Futuristen. Ein weiteres Mal – nun unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges – bewegt sich Picasso gegen den Strom der sich erschöpfenden ersten Moderne. Während die École de Paris – Erbe der Abstraktionsbewegungen – die Gräuel und Leiden des Kriegsgeschehens mit harmoniesüchtigen Farbgestikulationen aus dem Gedächtnis zu verdrängen sucht, leistet Picasso mit der kathartischen Vergegenwärtigung grausam deformierter Menschenleiber auf seinem Gemälde Leichenhaus (1945) tiefgreifende Trauerarbeit.

So häufig die Avantgarden in Opposition zu totalitären Ideologien standen, so oft gingen sie auch den Pakt mit Ideologien und Mächtigen unter dem Vorzeichen des gesell-schaftlichen Fortschritts ein. Erinnert sei in diesem Kontext an die wechselnden Bündnisse zwischen den Revolutionären und den künstlerischen Avantgarden in Russland, aber auch an die politischen Interessen, mit denen der Transfer gestisch-expressiver Abstraktion als Erneuerung der Moderne von den USA nach Europa und dort insbesondere in das von den Folgen des Krieges politisch und kulturell entleerte Deutschland verbunden war. So ist die Geschichte der Moderne auch eine des rigorosen Durchsetzungswillens und der gesteuerten Einflussnahme.

Was Kunst unter den Vorzeichen ihrer Aufsplitterung in der Konkurrenz zu den elektronischen Medien noch leisten kann, ist die Kernfrage, der sich die Künstler in nachmodernen Zeiten konfrontiert sehen. Der Erfolg von Richard Prince, der in den 1980er-Jahren als Nachfolger Warhols gefeiert, zum Shooting-star auf dem amerikanischen Kunstmarkt avanciert, erklärt sich daraus, dass er sich mit seinen abfotografierten Marlboro-Anzeigen die Wirksamkeit aneignet, die sich diese Sujets mit der Ästhetik der Werbung erobert haben. Indem Prince in seinen Fotografien die Lasso schwingenden Cowboys repro-duziert, die durch die Weiten Amerikas reiten, legt er die hinter dieser Werbung verborgene epische Erzählung offen: den Mythos von den erfolgreichen Siedlern, die die neue Welt mit ihrem Durchsetzungswillen eroberten. Diese Kunst ist Analyse einer typischen Sprachform unserer Zeit, und indem Prince seine refotografierten Reklame-Cowboys mit einer leichten Portion Witz hinterfängt, balancieren diese Bilder geschickt zwischen Komplizenschaft und Kritik gegenüber der Bild-strategie der Werbung. Kunst ist für Prince somit nicht mehr Ausdruck von subjektiver Kreativität oder Emotion, sondern sie konstituiert sich aus beliebig vielen Sprachformen, die sich aus historischen und zeitspezifischen Komponenten zusammen-fügen.

Im Gegensatz zu dieser Unverbindlichkeit fokussiert Herbert C. Ottersbach sein künstlerisches Tun wieder auf ein Sinn gebendes Ziel, das er in der Fortsetzung der von Gerhard Richter erprobten Methoden aus dem Dialog der Malerei mit der Fotografie und den digitalen Medien ableitet. Seine Bild-kompositionen beziehen ihre motivischen Elemente aus unterschiedlichen Archivquellen und Zeiträumen. Am Computer synthetisiert Ottersbach sein Bild, und im malerischen Übertragungsvorgang auf die Leinwand entsteht die alle Fragmente homogenisierende Aura, die den Betrachter in den reflexiven Bildgehalt hineinzieht. Aus dieser manipulativen Methode geht eine geschichtsbewusste Malerei hervor, die in konzentrierten Bildern die Moderne mit ihren Erlösungsversprechen, Theorien und gesellschaftspolitischen Auswirkungen auf den Prüfstand stellt. Der Werkzyklus Modernebilder (1995-1999) ruft in schemenhaften Bildern die politischen und künstlerischen Utopien des 20. Jahrhunderts ins Gedächtnis zurück und erinnert an das Scheitern ihrer auf Weltverbes-serung ausgerichteten Apodiktik. Zugleich begreift Ottersbach dieses Scheitern für sich selbst als neue künstlerische Chance.346 Die ästhetische Aura seiner Malprozesse will „Freiräume“ öffnen, in die sich reflexive Sonden ohne vorgefestigte Denkrichtung einbetten.

In seinem 1998 erschienenen Buch Die Moderne im Rückspiegel bemerkt Werner Hofmann zur Postmoderne, dass ihr „freibeuterischer Aspekt“, mit Zitaten, Zynismen und Paraphrasen spielend, alles erlaubt. Das einzige, was sie sich verbietet, ist der Anspruch auf Modellcharakter. Zugleich weist Hofmann darauf hin, dass postmoderne Stilmischungen die Traditionen der Kunst nicht über Bord werfen, sondern nur die kanonische Rangordnung von Geschichtsprozessen.347

Wo Künstler mit komplexer Beweglichkeit ihr gebrochenes Verhältnis zur historischen Moderne reflektieren, verlässt die postmoderne Kunst ihren Übergangscharakter und nimmt womöglich den Anlauf, in eine neue, andere Moderne einzuleiten.


 

341  Daniel Richter – Hintergrund, Ausst.-Kat. Museum für Gegenwartskunst, Basel 2006, S.212. 
342  Siehe dazu Emma Dexter:>Die Welt als a– Historienbild, Stilllleben und das Unheimliche<, in: Luc Tuymans, hrsg. von Emma Dexter und Julian Heynen, Ausst.-Kat. K21, Düsseldorf 2004, S. 17-27, hier S. 27.
343  Kommentar von David Cohen, in: The New York Sun, 24. Mai 2007.
344  Interview von Jordan Mejias mit Neo Rauch, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. Mai 2007. 
345  Okwui Enwezor: >Die Black Box<, in: Documenta 11. Plattform 5: Ausstellung, Ausst.-Kat. Kassel 2002, S. 54.
346  Siehe auch Thomas Wagner: >Restlicht der Moderne. Der Künstler Heribert C. Ottersbach<, in: art, 3/2008, S. 30ff. 
347  Werner Hofmann: Die Moderne im Rückspiegel (wie Anm. 333), S. 345. 

(In: Blickpunkt Moderne, S. 411-419)

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